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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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onsgruppen - bleiben im Bereich der Rout<strong>in</strong>e. Damit werden strukturkonservative<br />

Tendenzen verstärkt, die <strong>in</strong> der betrieblichen Anwendung der<br />

bestehenden Tariflohnsysteme angelegt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zur Verhärtung der Segmentationsl<strong>in</strong>ien<br />

auf dem <strong>in</strong>neren Arbeitsmarkt führen. Aber auch die <strong>in</strong>direkte<br />

Kontrolle über die Lohn-Leistungsrelationen entgleitet den Betriebsräten<br />

zunehmend, sei es, daß die Tätigkeiten <strong>in</strong> den automatisierten<br />

Bereichen aufgr<strong>und</strong> der veränderten Zeitstruktur von "Automationsarbeit"<br />

nicht mehr vorgabefähig s<strong>in</strong>d, sei es, daß die Vorgabezeiten nach Zeitbauste<strong>in</strong>en<br />

im S<strong>in</strong>ne von Systemen vorbestimmter Zeiten festgelegt werden<br />

<strong>und</strong> damit gr<strong>und</strong>sätzlich nicht mehr verhandelt werden können. Lediglich<br />

Arbeitszeitverkürzungen, die die Gewerkschaften im Rahmen von Tarifkonflikten<br />

durchsetzen, stärken die Verhandlungspositionen der Betriebsräte<br />

- sie können diese aber nicht (wie <strong>in</strong> den tarifpolitischen Konzeptionen<br />

der Gewerkschaft unterstellt) <strong>in</strong> der betrieblichen Beschäftigungspolitik<br />

ausspielen, sondern allenfalls bei der Arbeitszeitgestaltung.<br />

Neue Verhandlungsfelder konnten die Betriebsräte <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der deutschen<br />

Werke besetzen. Sie hatten ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>fluß auf die Technikgestaltung,<br />

auf die Auslegung der Arbeitsorganisation, auf Arbeitse<strong>in</strong>satz <strong>und</strong><br />

Qualifizierung - sie entwickelten aber auch von sich aus ke<strong>in</strong>e Konzeptionen<br />

<strong>und</strong> griffen auch nicht die von den Gewerkschaften erarbeiteten Gestaltungsvorschläge<br />

auf. Sie erhoben auf diesen Verhandlungsfeldern so<br />

gut wie ke<strong>in</strong>e Forderungen.<br />

(2) Trotz e<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlich anders gelagerten Struktur weicht die Entwicklung<br />

der <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen <strong>in</strong> den französischen Standorten<br />

nicht wesentlich von diesem Bild ab. Auch dort werden die Energien der<br />

Interessenvertreter der Arbeitskräfte (Gewerkschaftssektionen, comites<br />

d'entreprise) überwiegend durch den Kämpf gegen Beschäftigungsabbau<br />

<strong>und</strong> Standortstillegungen geb<strong>und</strong>en - e<strong>in</strong> ebenfalls aussichtsloser Kampf,<br />

zumal die örtlichen Gewerkschaftsvertreter schmerzlich erfahren müssen,<br />

daß e<strong>in</strong>e überwiegend aus angelernten Arbeitskräften zusammengesetzte<br />

<strong>und</strong> gewerkschaftlich nur schwach organisierte Belegschaft unter aktuellen<br />

Krisenbed<strong>in</strong>gungen nicht mobilisierbar ist. Auch an den französischen<br />

Standorten übten die Interessenvertreter der Arbeitskräfte ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>fluß<br />

auf Technikgestaltung, auf die Arbeitsorganisation, den Arbeitse<strong>in</strong>satz<br />

<strong>und</strong> den Arbeitszuschnitt aus - das französische System der <strong>in</strong>dustriellen<br />

Beziehungen weist ihnen auf diesen Feldern allerd<strong>in</strong>gs auch ke<strong>in</strong>erlei<br />

E<strong>in</strong>griffschancen zu. Selbst dort, wo E<strong>in</strong>flußchancen bestehen - etwa im<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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