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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Unterschiede zwischen den manuellen <strong>und</strong> den automatisierten Montagebereichen?<br />

Um die wichtigste Antwort gleich vorwegzunehmen: Weit bedeutender als<br />

Maßnahmen der Montage-Automatisierung s<strong>in</strong>d für die veränderte Meisterrolle<br />

zentralisierte Produktionssteuerungssysteme, vor allem <strong>in</strong> Form<br />

von PPS; diese führen ganz allgeme<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em weitgehenden Verlust der<br />

traditionellen Steuerungsfunktionen der Meister (Auftragsfe<strong>in</strong>steuerung)<br />

<strong>in</strong> der Produktion. Die automatisierten Montagebereiche s<strong>in</strong>d von dieser<br />

Entwicklung im Pr<strong>in</strong>zip gleichermaßen betroffen wie die manuellen; jedoch<br />

erweisen sich die Steuerungsprobleme dort als wesentlich sensibler,<br />

da die reale Anlageverfügbarkeit (Störungen) z.T. erheblich von den Planungsvorgaben<br />

abweicht; die zentralen Planungsvorgaben auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

von PPS erweisen sich vielfach als zu ungenau, so daß häufig Umplanungen<br />

erforderlich s<strong>in</strong>d. Zudem schlägt das Problem der Inkompatibilität<br />

der e<strong>in</strong>gesetzten Produktionssteuerungssysteme, das auf der Ebene der<br />

Unternehmensstrategie zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Standorten <strong>und</strong> Ländern<br />

(vgl. Kap. II) als e<strong>in</strong> entscheidendes Integrationsproblem ersche<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> der<br />

Fertigungssteuerung auf der Produktionsebene dann durch, wenn sich <strong>in</strong><br />

den Lieferbeziehungen zwischen den Standorten kurzfristige Auftragsveränderungen<br />

ergeben, die nicht rechtzeitig <strong>in</strong> das jeweilige System e<strong>in</strong>gegeben<br />

werden können. (Von diesem Problem war zum Untersuchungszeitpunkt<br />

vor allem der Standort SV <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik betroffen.)<br />

So liegen den Meistern am Standort TC die Produktionsaufträge <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er tägüchen<br />

Werkstattauftragsübersicht vor. Diese legen Auftragsabfolge, Material, Masch<strong>in</strong>enbelegungen<br />

etc. im e<strong>in</strong>zelnen fest. Bei Umsteuerungen, z.B. wegen Materialmangel,<br />

müssen die Meister sich mit der Fertigungssteuerung rückkoppeln. Eigene<br />

Dispositionen können sie nur <strong>in</strong> engen Grenzen vornehmen (z.B. Materialengpässe<br />

während der Spätschicht). Außerhalb der Materialversorgung haben die Meister nur<br />

noch begrenzte Dispositionsspielräume beim Personale<strong>in</strong>satz (Umsetzungen). Jegliche<br />

E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Vorgaben der Fertigungsplanung (z.B. Umtakten von Bändern bei<br />

Personalausfällen) s<strong>in</strong>d ihnen gr<strong>und</strong>sätzlich verwehrt. "Bei Personalausfällen kann<br />

ich jemand dazusetzen, <strong>und</strong> auch das geht nur kurzfristig, etwa <strong>in</strong> der Spätschicht.<br />

Bei längeren Personalausfällen müssen die Planer e<strong>in</strong>geschaltet werden" (Int. D 42,<br />

Schichtmeister).<br />

Im automatisierten Montagebereich erwies sich die Rückverlagerung e<strong>in</strong>zelner<br />

Elemente der Fe<strong>in</strong>steuerung auf die Meister dort als unvermeidlich, wo die Variantenvielfalt<br />

hoch ist <strong>und</strong> im größeren Umfang Umrüstarbeiten anfallen; dies ist, <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> der automatischen Leiterplattenbestückung, am Standort SV der Fall.<br />

Dort erhalten die Schichtmeister (Produktionstechniker) ebenfalls e<strong>in</strong>en täglichen<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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