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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Zwischen der Auslegung von Produktionstechnik <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />

<strong>und</strong> der Ausgestaltung der Entlohnungssysteme bestehen enge Wechselbeziehungen.<br />

Im klassischen tayloristischen Organisationsmodell entsprechen<br />

nivellierte Gr<strong>und</strong>löhne auf e<strong>in</strong>er möglichst niedrigen Stufe der<br />

Lohnhierarchie <strong>und</strong> Lohnanreize durch ergebnisbezogene Lohnsysteme<br />

e<strong>in</strong>er weit vorangetriebenen horizontalen Arbeitsteilung, ger<strong>in</strong>gen Arbeits<strong>in</strong>halten<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er präzisen Kalkulation von Vorgabezeiten als Voraussetzung<br />

zeitökonomischer Rationalisierung.<br />

Unsere These besagt nun, daß die klassische Symbiose zwischen dem tayloristischen<br />

Modell zeitökonomischer Rationalisierung e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> dem<br />

E<strong>in</strong>satz von Jedermannsqualifikationen, Lohnnivellierung <strong>und</strong> Leistungslohn<br />

andererseits, sich mit fortschreitender Automatisierung im Bereich<br />

der Großserienmontage aufzulösen beg<strong>in</strong>nt, <strong>und</strong> zwar aus mehreren<br />

Gründen:<br />

o<br />

o<br />

E<strong>in</strong>mal differenzieren sich die Arbeitsanforderungen - zumal unter<br />

dem E<strong>in</strong>fluß fortschreitender Montageautomatisierung - <strong>und</strong> lassen -<br />

wie wir oben gesehen haben - e<strong>in</strong>en neuen Qualifikationsbedarf entstehen,<br />

der nicht mehr ohne weiteres aus dem Bereich des klassischen<br />

<strong>Massenarbeiter</strong>s gedeckt werden kann. Um die neu entstandenen<br />

Qualifikationen im betrieblichen Sozialgefüge zu verorten, s<strong>in</strong>d Differenzierungen<br />

<strong>in</strong> der Lohnhierarchie erforderlich.<br />

Zum anderen verlieren ergebnisbezogene Lohnsysteme <strong>in</strong> dem Maße<br />

ihren S<strong>in</strong>n, <strong>in</strong> dem der unmittelbare menschliche E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den Produktionsprozeß<br />

zurückgeht <strong>und</strong> Prozeßzeiten allenfalls noch mittelbar<br />

(z.B. durch Herstellung der Anlagenverfügbarkeit) bee<strong>in</strong>flußt werden<br />

können.<br />

Um Mißverständnissen vorzubeugen, müssen wir diese These allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

zweierlei H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>schränken.<br />

Die erste E<strong>in</strong>schränkung betrifft die Vorstellung e<strong>in</strong>er durchgehenden,<br />

gewissermaßen stroml<strong>in</strong>ienförmigen Durchsetzung zeitökonomischer Rationalisierung<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage des tayloristischen Organisationsmodells.<br />

Wir haben schon an mehreren Stellen davor gewarnt, dieses Bild zu überziehen.<br />

Auch schon früher, d.h. vor dem E<strong>in</strong>setzen der Montageautomation,<br />

waren die Arbeitsanforderungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen der Großse-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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