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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Anhang zu Kapitel IV<br />

Zwei <strong>in</strong>novative Beispiele zur Technikgestaltung <strong>und</strong> zur Qualifizierungspolitik<br />

aus den ergänzenden empirischen Recherchen<br />

1. Produktdifferenzierung am Prozeßende <strong>und</strong> dezentrale Masch<strong>in</strong>ensteuerung<br />

(Montagewerk e<strong>in</strong>es Unternehmens der Uhren<strong>in</strong>dustrie)<br />

Das Beispiel aus der Uhren<strong>in</strong>dustrie zeigt anschaulich, daß <strong>in</strong>tegrierte Lösungen<br />

zwischen Produkt- <strong>und</strong> Prozeß<strong>in</strong>novation auch im Rahmen von<br />

Konsumprodukten möglich s<strong>in</strong>d. Mit der Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen - automationsgerechten<br />

- Produkts, das aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es hohen Automationsgrades<br />

<strong>in</strong> Fertigungs- <strong>und</strong> Montageprozessen zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />

angeboten werden kann, konnte e<strong>in</strong>e neue Käuferschicht angesprochen<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e existenzbedrohende Krise der (Schweizer) Uhren<strong>in</strong>dustrie abgewehrt<br />

werden. Die Logik dieser Lösung besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er spezifischen Abwandlung<br />

des Pr<strong>in</strong>zips "flexibler Standardisierung". Die Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

Standardprodukts ermöglicht die für Hochautomatisierung erforderlichen<br />

Skaleneffekte, die Produktdifferenzierung erfolgt prozeßneutral am Ende<br />

des Montageablaufs (Zifferblatt, Zeiger, modische Accessoires), ohne daß<br />

neue Automationssperren aufgebaut werden.<br />

Auch <strong>in</strong> der Perspektive der Systemsteuerung ist dieses Beispiel aufschlußreich.<br />

Die vollautomatisierte Montagel<strong>in</strong>ie ist modular nach dem<br />

Baukastenpr<strong>in</strong>zip aufgebaut. Die Montagestationen s<strong>in</strong>d verkettet, aber<br />

durch Pufferstrecken getrennt. In den Montagestationen s<strong>in</strong>d mehrere Arbeitsstationen<br />

zusammengefaßt. Jede Arbeitsstation hat ihre eigene Steuerung.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der L<strong>in</strong>ie ca. 100 Kle<strong>in</strong>steuerungen vorhanden -<br />

auf e<strong>in</strong>e zentrale Steuerung wurde bewußt verzichtet. Dadurch entsteht<br />

e<strong>in</strong> verteiltes System, das fähig ist, sich <strong>in</strong> den Grenzen se<strong>in</strong>er Pufferkapazität<br />

selbst zu korrigieren; kle<strong>in</strong>ere Störungen schlagen nicht auf den Montageablauf<br />

durch. Durch den modularen Aufbau wird auch die Flexibilität<br />

der Montagel<strong>in</strong>ie bei technischen Änderungen deutlich erhöht (Aufbau<br />

neuer Montagestationen neben der L<strong>in</strong>ie). E<strong>in</strong> zentrales Steuerungssystem<br />

wäre wegen der Vielzahl der Operationen nach Expertenme<strong>in</strong>ung überfordert<br />

gewesen: "Die L<strong>in</strong>ie wäre erst gar nicht zum Laufen gekommen".<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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