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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Lohngruppen direkt e<strong>in</strong>baut, 19<br />

fährt das französische Tariflohnsystem<br />

doppelgleisig. Jeder Klassifikationsstufe s<strong>in</strong>d Koeffizienten zugeordnet,<br />

aus denen sich die Gr<strong>und</strong>lohndifferenzierung errechnet. Die Verknüpfung<br />

von Koeffizient <strong>und</strong> Klassifikation führt zu außerordentlich<br />

fe<strong>in</strong>en Lohnabstufungen (s.u.).<br />

o<br />

o<br />

Während im deutschen Tariflohnsystem Löhne <strong>und</strong> Gehälter unterschiedlichen<br />

Tarifverträgen unterliegen, sieht das französische Tariflohnsystem<br />

e<strong>in</strong>e begrenzte E<strong>in</strong>heitse<strong>in</strong>stufung von Arbeitern <strong>und</strong><br />

Angestellten vor. Neben Angelernten (Operateur) <strong>und</strong> Facharbeitern<br />

(ouvrier professionnel) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> das Klassifikationssystem auch Büroangestellte,<br />

Techniker, technische Zeichner <strong>und</strong> untere Vorgesetzte<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Lediglich Ingenieure <strong>und</strong> Führungskräfte (cadres) s<strong>in</strong>d<br />

aus der E<strong>in</strong>heitse<strong>in</strong>stufung herausgenommen. E<strong>in</strong>gruppierungsmerkmale<br />

s<strong>in</strong>d auch hier formale Ausbildungsabschlüsse.<br />

Unterschiede zwischen dem deutschen <strong>und</strong> französischen Tariflohnsystem<br />

ergeben sich schließlich auch im Lohnaufbau. Während <strong>in</strong> der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik ergebnisbezogene Lohnanteile (Leistungslohn) gerade<br />

bei den unteren Lohngruppen im Bereich der Großserienmontage<br />

noch e<strong>in</strong>e erhebliche Rolle spielen, fehlen diese im französischen<br />

Tariflohnsystem im allgeme<strong>in</strong>en völlig (vgl. Abb. 12). Zulagen, wie<br />

etwa Schichtzulagen, s<strong>in</strong>d meist <strong>in</strong>variant. Der variable Lohnanteil beschränkt<br />

sich auf e<strong>in</strong>e Anciennitätsprämie.<br />

Wenn wir hier vom französischen Lohnsystem sprechen, so beziehen wir uns auf den<br />

hier e<strong>in</strong>schlägigen nationalen Tarifvertrag für die Metall<strong>in</strong>dustrie, der 1978 das bis<br />

dah<strong>in</strong> gültige Klassifikationsschema, die sog. classifications Parodi (nach dem Namen<br />

des Arbeitsm<strong>in</strong>isters der ersten französischen Nachkriegsregierung) ersetzte.<br />

Die "classifications Parodi" teilten gewerbliche Arbeiter <strong>in</strong> drei Kategorien mit <strong>in</strong>sgesamt<br />

sieben Unterstufungen e<strong>in</strong>, nämlich manoeuvres (ungelernte Arbeiter),<br />

ouvriers specialises 20<br />

(angelernte Arbeiter) <strong>und</strong> ouvriers professionnels (Facharbeiter).<br />

Dieses E<strong>in</strong>gruppierungsschema hatte sich bereits <strong>in</strong> den 60er Jahren als viel zu<br />

19 Die <strong>in</strong> den Lohntarifverträgen (Lohntafeln) e<strong>in</strong>gebaute Lohndifferenzierung<br />

(Schlüssellohngruppe 7 = 100) erfüllt im deutschen Tariflohnsystem die gleiche<br />

Funktion wie der "Koeffizient" im französischen.<br />

20 Obwohl die Kategorie "ouvrier spöcialises" ke<strong>in</strong>e unmittelbare tarifliche Bedeutung<br />

besitzt, bleibt sie als Kennzeichnung des Typs angelernter Arbeitskraft <strong>in</strong><br />

der sozialwissenschaftlichen Literatur erhalten <strong>und</strong> wird auch <strong>in</strong> den betrieblichen<br />

Personalstatistiken weiter verwendet.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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