08.03.2014 Aufrufe

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Theoretisch könnten die von dem BDE gelieferten Daten auch als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Personalbemessung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Produktionsabschnitten<br />

sowie zur Festsetzung von Leistungsvorgaben verwendet werden.<br />

Beides macht jedoch am Standort VA wenig S<strong>in</strong>n: Die Besetzungsstärke <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen Gruppen muß aufgr<strong>und</strong> des Produktivitäts- <strong>und</strong> Sozialpakts<br />

zwischen den Betriebsparteien verhandelt werden; entsprechende Datenauswertungen<br />

können dem Management allenfalls Verhandlungsargumente<br />

hefern. Das Problem der "Nichtvorgabefähigkeit" von "Automationstätigkeiten"<br />

wird durch den "Produktivitätslohn" gewissermaßen unterlaufen.<br />

Damit ist auch das die automatische Leiterplattenbestückung am<br />

Standort SV beherrschende Problem der Grauzonen weitgehend eskamotiert<br />

(das schließt natürlich nicht aus, daß auch am Standort VA die Auswertung<br />

von Betriebsdaten für die Analyse von Schwachstellen verwendet<br />

wird, die dann Ansatzpunkt gezielter - auch zeitökonomischer - Rationalisierungsmaßnahmen<br />

bilden).<br />

Zum Zeitpunkt der Untersuchung bestanden Planungen, die BDE-Systeme <strong>und</strong> das<br />

im Werk angewandte PPS-System <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er umfassenden CIM-Konzeption zusammenzuführen.<br />

Da Produktionsschwankungen, die sich aus technischen Störungen, Ausschuß<br />

etc. ergeben, im Monatsdurchschnitt ausgeglichen werden, besteht<br />

die Gefahr, daß der "Produktivitätslohn" - <strong>in</strong>sbesondere bei stabiler Auftragslage<br />

- tendenziell die Wirkung von festen Leistungszulagen ausübt,<br />

wie sie <strong>in</strong> den automatisierten Montagebereichen der deutschen Standorte<br />

die Regel s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs darf bei dieser Feststellung e<strong>in</strong> wichtiger Aspekt<br />

des "Produktivitätslohns" nicht außer acht gelassen werden: die <strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong>gebaute<br />

Dynamik. Der "Produktivitätslohn" weist solange Zuwachsraten<br />

auf, als die Produktivitätsfortschritte hoch s<strong>in</strong>d bzw. die Leistungsverdichtung<br />

zunimmt. Erst, wenn die Produktivitätsfortschritte erlahmen <strong>und</strong> sich<br />

die Leistungsverdichtung auf e<strong>in</strong> durchschnittliches Niveau e<strong>in</strong>gependelt<br />

hat, "degeneriert" er zur festen Leistungszulage.<br />

Letztlich war der "Produktivitätslohn", dessen E<strong>in</strong>führung von den Gewerkschaften<br />

als "Skandal" empf<strong>und</strong>en wurde, am Standort VA nur deshalb<br />

auf Dauer durchsetzbar, weil das Werk seit 1982 e<strong>in</strong> sehr hohes <strong>und</strong><br />

im unternehmens<strong>in</strong>ternen Vergleich überdurchschnittliches Produktivitätswachstum<br />

auswies, das von e<strong>in</strong>er starken Marktausweitung begleitet<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!