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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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täts- <strong>und</strong> Produktivitäts<strong>in</strong>teressen der Betriebe. Die Fließorganisation<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>e straffe Organisation des Materialflusses <strong>und</strong> kommt damit<br />

"Just-<strong>in</strong>-time"-Konzepten entgegen. Zugleich aber schränkt sie die Flexibilitätspotentiale<br />

<strong>in</strong> der Produktion e<strong>in</strong> <strong>und</strong> gerät damit <strong>in</strong> Konflikt mit dem<br />

Ziel der Erhöhung der Gesamtproduktivität (vgl. dazu auch Band II).<br />

Kurzfristige <strong>und</strong> langfristige Rentabilitäts<strong>in</strong>teressen stoßen aufe<strong>in</strong>ander:<br />

Die Reduktion von Kapitalb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> der Produktion zielt auf unmittelbar<br />

wirksame Kostenm<strong>in</strong>imierung ab, die Herstellung von Flexibilität verursacht<br />

dagegen Kosten <strong>und</strong> läßt sich vielfach ohne zusätzliche Kapital<strong>in</strong>vestitionen<br />

nicht realisieren. Im Ausgleich solcher widerstreitenden Interessen<br />

haben die Werke ganz unterschiedliche Kompromißformen gef<strong>und</strong>en.<br />

Besonders ausgeprägt s<strong>in</strong>d "Just-<strong>in</strong>-time-Konzepte" am französischen<br />

Standort SA; sie werden dort als der zentrale Hebel zur Rentabilitätssteigerung<br />

angesehen. Die Jagd auf Verlustzeiten <strong>und</strong> überflüssige Kapitalb<strong>in</strong>dung<br />

<strong>in</strong> der Produktion (Zwischenlager, Puffer) bee<strong>in</strong>flußt nicht nur<br />

die technischen Konzeptionen, sondern ist auch e<strong>in</strong>e Konstante der betrieblichen<br />

Leistungspolitik (siehe 5.). Von dieser Lösung erhoffte sich das<br />

Management u.a. Diszipl<strong>in</strong>ierungswirkungen für die Arbeitskräfte.<br />

E<strong>in</strong> französischer Produktionsmanager rechtfertigt diese Lösung wie folgt: "Unsere<br />

Kosten waren 1986 deutlich höher als die der deutschen Werke, <strong>und</strong> wenn die der<br />

deutschen Werke schon alles andere als hervorragend waren, so waren wir noch<br />

schlechter ... Die Aktionen, die wir zum Überleben e<strong>in</strong>leiteten, sahen neben der<br />

Neuordnung bzw. Stillegung von Standorten vor allem e<strong>in</strong>es vor: Überprüfung des<br />

Materialflusses. Wir haben die Materialb<strong>in</strong>dung (stocks en cours) verr<strong>in</strong>gert, um<br />

wirklich zu just-<strong>in</strong>-time zu gelangen. - Schließlich hatten wir (täglich) 300.000 FF im<br />

Material geb<strong>und</strong>en" (Int. FA 2).<br />

Auch am Standort NB herrschten beim Aufbau der automatisierten Montagel<strong>in</strong>ie<br />

"Just-<strong>in</strong>-time"-Konzepte vor. Nach dem Ausscheiden des Standorts<br />

aus dem Konzernverb<strong>und</strong> entbrannte - angesichts der bevorstehenden<br />

Übernahme des Roboterzentrums durch Standort TC - e<strong>in</strong> Glaubenskrieg<br />

zwischen den Produktionsmanagern beider Werke.<br />

E<strong>in</strong> Werksleiter zieht Resümee: "Die Vor- <strong>und</strong> Nachteile des L<strong>in</strong>iensystems gegenüber<br />

Netzsystemen s<strong>in</strong>d noch lange nicht ausgereizt. Das Power-free-System hat den<br />

Vorzug höherer Flexibilität, Störungen an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Arbeitsplatz setzen sich<br />

nicht auf die ganze L<strong>in</strong>ie fort. Der Nachteil hegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er höheren Kapitalb<strong>in</strong>dung<br />

durch die Zwischenpuffer, auch s<strong>in</strong>d die Fehlermöglichkeiten größer. Dagegen lautet<br />

das Gr<strong>und</strong>argument unserer Kollegen von nebenan: Von e<strong>in</strong>em streng verkette-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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