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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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Allgeme<strong>in</strong> laßt sich aufgr<strong>und</strong> dieser Bef<strong>und</strong>e für die deutschen Standorte<br />

die These vertreten, daß Führungsdichte <strong>und</strong> hierarchische Kontrolle mit<br />

wachsender Qualifikation <strong>und</strong> steigender Produktionsverantwortung der<br />

Arbeitskräfte zunehmen. Diese These mag auf den ersten Blick überraschend<br />

ersche<strong>in</strong>en, sie deckt sich jedoch mit der oben entwickelten Argumentation<br />

e<strong>in</strong>es wachsenden Kontrollverlusts der planenden Stellen über<br />

"Automationstätigkeiten". Dort, wo die klassischen zeitwirtschaftlichen Instrumente<br />

angesichts e<strong>in</strong>er offenen Zeitstruktur des Arbeitshandelns versagen,<br />

liegt der Rückgriff auf traditionelle Instrumente hierarchischer<br />

Kontrollen nahe. Es sei denn, man wagt die Flucht nach vorn <strong>und</strong> spricht<br />

den Arbeitskräften oder Arbeitskräftegruppen e<strong>in</strong> höheres Maß an Selbstverantwortung<br />

zu.<br />

Im Zwiespalt zwischen eher strukturkonservativen <strong>und</strong> <strong>in</strong>novativen Lösungsansätzen<br />

ist vor allem die Entwicklung der Hierarchiestrukturen <strong>in</strong><br />

der automatischen Leiterplattenbestückung am Standort SV zu sehen. Mit<br />

dem ganzheitlichen Aufgabenzuschnitt der "Produktionsmechaniker" war<br />

Gruppenarbeit <strong>in</strong>tendiert (vgl. dazu 4.). Diese sollte - zum<strong>in</strong>destens von<br />

der Konzeption her - be<strong>in</strong>halten: gegenseitige Unterstützung bei Störungen<br />

bzw. Instandhaltungs- <strong>und</strong> Wartungsaufgaben; Rotation <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Gruppe <strong>und</strong> Selbststeuerung beim Arbeitse<strong>in</strong>satz; sukzessive Übernahme<br />

von Aufgaben der Auftragsfe<strong>in</strong>steuerung. Nach der ursprünglichen Konzeption<br />

sollte die Gruppenarbeit durch e<strong>in</strong>en Gruppenprämienlohn gestützt<br />

werden.<br />

Wie oben (4.) dargestellt, konnte das Konzept der Gruppenarbeit am Standort SV<br />

nur <strong>in</strong> Ansätzen umgesetzt werden. Die Gründe für die Blockaden <strong>und</strong> H<strong>in</strong>dernisse<br />

s<strong>in</strong>d vielfältig: Zunächst ist auf die heterogene Qualifikationsstruktur der als "Produktionsmechaniker"<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Facharbeiter zu verweisen; nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit<br />

verfügt über die eigentlich geforderte "Hybridqualifikation" <strong>und</strong>/oder beherrscht<br />

alle Automaten im Masch<strong>in</strong>enpark. Zwischen jüngeren <strong>und</strong> älteren Arbeitskräften<br />

traten zum Teil erhebliche Spannungen auf. Auch wurde der Aufbau<br />

von Gruppenarbeit durch das Pr<strong>in</strong>zip knapper Personalbesetzung erschwert (vgl. im<br />

e<strong>in</strong>zelnen Band II). Letztlich blieben auch die Pläne zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Gruppenprämienlohns<br />

- neben den skizzierten datentechnischen Schwierigkeiten (vgl. 5.) -<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong> auf der Strecke: "E<strong>in</strong> Gruppenprämienlohn funktioniert nur bei<br />

echter Gruppenarbeit. E<strong>in</strong> formaler Gruppenprämienlohn br<strong>in</strong>gt gar nichts" (Int. D<br />

84, Werksleiter).<br />

Letztlich scheiterte die Gruppenarbeit am Verlust der Leistungskontrolle über die<br />

"Produktionsmechaniker". Vor allem die planenden Stellen führten die <strong>in</strong> ihren Augen<br />

unzureichende Anlageverfügbarkeit (Grauzonen) auf Leistungsprobleme der<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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