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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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In den Ause<strong>in</strong>andersetzungen um die Arbeitsorganisation schossen sich<br />

die Vertretungsorgane der Arbeitskräfte zum Untersuchungszeitpunkt vor<br />

allem auch auf die betriebliche Leistungspolitik e<strong>in</strong>. Letztlich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer<br />

Sicht knappe personelle Besetzung <strong>und</strong> wachsender Produktionsdruck der<br />

eigentliche Gr<strong>und</strong>, der den Aufbau von Gruppenarbeit verh<strong>in</strong>dert. Dies<br />

gelte um so mehr, als trotz Hochautomatisierung immer noch im nennenswerten<br />

Umfang manuelle Tätigkeiten beständen.<br />

"Die Arbeitsrhythmen waren vor 1981 mehr oder weniger locker (blandi), jetzt s<strong>in</strong>d<br />

sie sehr angespannt. Die Kapazitätsauslastung hegt jetzt quasi bei 100 %" (gewerkschaftliches<br />

Dokument).<br />

Insbesondere beklagten sich die Delegierten, daß die Pausen <strong>in</strong> den Gruppen<br />

nicht mehr e<strong>in</strong>gehalten würden, die Arbeitskräfte also durcharbeiten.<br />

Im engen Zusammenhang mit der Kritik an der betrieblichen Leistungspolitik<br />

s<strong>in</strong>d auch Forderungen der Delegierten <strong>und</strong> des Fabrikrats nach<br />

dem Abbau belastender Arbeitsumfeldbed<strong>in</strong>gungen zu sehen. Darunter<br />

fallen neben hoher Lärmbelastung vor allem Gefahren ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung der Arbeitskräfte durch den Umgang mit Schwermetallen<br />

<strong>und</strong> Phosphor (vor allem im Abschnitt Bildschirmproduktion) sowie<br />

Graphitstaub. Auf der Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung zwischen Gewerkschaft<br />

<strong>und</strong> Unternehmensleitung wurde von der katholischen Universität<br />

Rom e<strong>in</strong>e arbeitswissenschaftliche Untersuchung durchgeführt, die "e<strong>in</strong>ige<br />

Anomalien" feststellte (gewerkschaftliches Dokument). Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

streben die Vertretungsorgane den Abbau von Arbeitsumfeldbelastungen<br />

über technische Lösungen an - <strong>in</strong>sbesondere gezielte Automatisierungsmaßnahmen<br />

(die zum Teil auch erfolgten) - <strong>und</strong> wehren sich gegen persönliche<br />

Schutzvorkehrungen, die als unzureichend <strong>und</strong> beh<strong>in</strong>dernd angesehen<br />

werden.<br />

Fassen wir zusammen: In Gegensatz zu den Standorten <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Frankreich ersche<strong>in</strong>en die <strong>in</strong>dustriellen Beziehungen am italienischen<br />

Standort VA als der wesentliche Motor <strong>in</strong> der Entwicklung längerfristig<br />

angelegter personalpolitischer Konzepte. Allerd<strong>in</strong>gs zeigen sich<br />

auch dort strukturelle Probleme. Das e<strong>in</strong>e Problem liegt <strong>in</strong> der Vermittlung<br />

der personalpolitischen Konzeption mit der betrieblichen Alltagspraxis,<br />

die sich dem E<strong>in</strong>flußbereich von Verabredungen zwischen dem Betriebsparteien<br />

immer wieder entzieht.<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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