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Massenarbeiter und Personalpolitik in Deutschland ... - ISF München

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eichen zu verhängnisvollen Rückkoppelungseffekten zwischen Produktionsrückständen,<br />

ansteigenden Fehlzeitenraten <strong>und</strong> s<strong>in</strong>kender Anlagenverfügbarkeit<br />

führt. E<strong>in</strong> Musterbeispiel für e<strong>in</strong>en solchen "Teufelskreis" war<br />

zum Untersuchungszeitpunkt die Situation <strong>in</strong> der automatischen Leiterplattenbestückung<br />

am Standort des SV. Andererseits s<strong>in</strong>d als Ursachenkomplexe<br />

diszipl<strong>in</strong>arische Maßnahmen zu sehen, die aus dem Systemen<br />

der Qualitätssicherung folgen <strong>und</strong> von den unteren Vorgesetzten ausgeführt<br />

werden müssen. Vor allem geht es um Probleme der Fehlerrücksteuerung,<br />

die an den Standorten TC, TB <strong>und</strong> TH als entscheidendes Problem<br />

sozialer Akzeptanz von Leistungskontrollen aufbricht <strong>und</strong> die Beziehungen<br />

zwischen Arbeitskräften <strong>und</strong> unteren Vorgesetzten erheblich belastet<br />

(vgl. Band II).<br />

An allen deutschen Standorten ist die Qualitätssicherung nach dem System von Regelkreisen<br />

aufgebaut. Ziel dieser Systeme ist es, "Qualität nicht herauszuprüfen" (Int.<br />

D 32), sondern Qualitätsfehler im Ansatz zu vermeiden. So bedeutet Fehlerrücksteuerung<br />

am Standort TC, daß Qualitätsfehler, die <strong>in</strong> der Endprüfung der Geräte<br />

identifiziert werden, nach dem "Verursacherpr<strong>in</strong>zip" an die Arbeitskräfte zurückgemeldet<br />

werden. Häufung von Fehlern haben diszipl<strong>in</strong>arische Sanktionen zur Kontrolle.<br />

Diese reichen von Abmahnungen ("zur Rede stellen") bis h<strong>in</strong> zu Versetzungen<br />

bzw. Marg<strong>in</strong>alisierung <strong>und</strong> Arbeitsplatzverlust. In e<strong>in</strong>igen Fällen (z.B. Kabelfertigung<br />

Standort TH) führt die Identifikation von Fehlern bei stichprobenartigen<br />

Überprüfungen durch die Qualitätssicherung zu nicht bezahlter Durchsicht <strong>und</strong><br />

Nacharbeit ganzer Lose (zu den damit verb<strong>und</strong>enen Belastungen für die Arbeitskräfte<br />

vgl. Band II).<br />

Nachzutragen bleibt, daß - ähnlich wie am italienischen Standort VA - <strong>in</strong><br />

den automatisierten Bereichen Mangel technischer Kompetenz als Führungsproblem<br />

auf der unteren Vorgesetztenebene aufbricht. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere<br />

für die automatische Leiterplattenbestückung am Standort TC,<br />

wo die unklare Aufgabenschneidung zwischen Aufgabenführung <strong>und</strong> Servicetruppen<br />

immer wieder E<strong>in</strong>griffe der unteren Vorgesetzten herausfordert,<br />

die von den Arbeitskräften als sachlich ungerechtfertigt empf<strong>und</strong>en<br />

werden ("die Meister haben doch ke<strong>in</strong>e Ahnung").<br />

Fassen wir zusammen: Es läßt sich im S<strong>in</strong>ne der oben zitierten, <strong>in</strong> der<br />

"Kontrolldebatte" verfochtenen Thesen durchaus von e<strong>in</strong>em Funktionsverlust<br />

der Meister sprechen. Der Verlust von Steuerungsaufgaben trifft<br />

nicht nur den manuellen, sondern auch den automatisierten Montagebereich<br />

<strong>und</strong> schlägt sich aber vor allem dort <strong>in</strong> Konflikten nieder zwischen<br />

den Meistern bzw. Produktionsleitungen mit den produktionsnahen tech-<br />

Düll/Bechtle/Moldaschl (1991): <strong>Massenarbeiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Personalpolitik</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> Frankreich.<br />

URN: http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100374

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