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lierfenster vorüber, ballten sich am Ende der Strasse zu fratzenhaften<br />

Schemen, die im Dämmerlicht sich aufblähten und Haus um<br />

Haus in Nichts hüllten. Die Nächte des Nichts waren die schöpferischen<br />

Stunden des Malers, der seit mehr als fünfzig Jahren das Atelier<br />

bewohnte.<br />

Als der Maler in das Atelier einzog, war die Strasse schon viele Generationen<br />

alt. Sie hatte aber ihr eigenes Gesicht, und die Häuser<br />

und die Menschen waren einander ähnlich, wie sie es immer blieben<br />

in den Jahrzehnten, in denen der Maler in dieser Strasse lebte.<br />

Nur der Maler war ein Fremder in dieser Straße, es war, als lebte er<br />

in seinem Atelier in einer anderen, fremden Stadt. Früher war er oft<br />

monatelang fort, irgendwo im Süden; man vermisste ihn nicht, und<br />

wenn er wieder da war, wunderte sich niemand darüber. Selbst die<br />

Mitbewohner im Haus kannten den Maler kaum, er lebte allein in<br />

seinem Atelier, das vom Dachboden aus erreichbar war und in das<br />

sich niemand verirrte.<br />

In seinen alten Tagen verließ der Maler immer seltener seine Behausung<br />

unter dem Dach; auch die wenigen Bekannten, die ihn in jüngeren<br />

Jahren des öfteren besuchten, blieben aus.<br />

Niemand wußte, wovon der Maler lebte. In seinem Atelier hingen<br />

und standen zahlreiche Bilder aus früherer und neuerer Zeit an den<br />

Winden. Es waren stets die gleichen Bilder, er verkaufte keines von<br />

ihnen, als könne er sich nicht von ihnen trennen.<br />

Die Bilder hatten die helle Farbigkeit zarter Schmetterlinge, eine<br />

Kaskade von Zeichen und Figuren, scheinbar sinnlos aneinandergereiht<br />

und ineinander verflochten, doch von einer Gesetzlichkeit, die<br />

an alte Meister erinnerte. Der Stil dieser Bild er war keiner Schule<br />

oder Gruppe zuzuordnen, sie wirkten fremdartig und dann ganz<br />

nahe und wirklich; gleichsam Chiffren einer seelischen Tiefenauslotung,<br />

wie nur Musik es in gleicher Weise vermag. Gemalte Musik,<br />

stand einmal in einer Kritik über die Bilder des Malers.<br />

Das sah niemand dem Maler an. Sein Wesen von kreativer Natürlichkeit,<br />

und nichts konnte ihn mehr erzürnen als Affektiertheit und<br />

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