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D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

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Im ersten Stockwerk des Hauses mit der grünen Jugendstilfassade<br />

hängt das Dunkel träge in den Jalousien, die keinen Tag in die Räume<br />

eindringen lassen. Die 'Ratti‘ scheuen das Tageslicht, dieses<br />

Stockwerk wirkt wie ein Wesen ohne Augenlicht. Das Haus erscheint<br />

dadurch noch düsterer, auch wenn die Sonne auf das vergilbte<br />

Grün scheint.<br />

Nichts hat sieh an dem Bild der Straße seit dem Tag gewandelt, an<br />

dem der Mordfall in Haus K 29 bekannt geworden war und die<br />

Menschen mit einem Mal völlig verändert hatte. An diesem Morgen<br />

ist von dieser Wandlung im Wesen der Straße und der Menschen in<br />

den Häusern nichts zu spüren, das Ungeheuer der Gerüchte, der<br />

Mutmassungen, Verdächtigungen und Verleumdungen scheint sich<br />

verkrochen zu haben. Die Straße hat ihr altes, friedliches Gesicht.<br />

Gegenstände und Räume und auch Straße und Plätze haben im frühen<br />

Dämmerlicht etwas Unwirkliches. Das breite Band der Straße ist<br />

zu Linien verkürzt, in weite Fläche zusammengeschrumpft. Dem<br />

Strassenbild fehlt die räumliche Dimension , mehr noch: Wo die<br />

Zeit als vierte Dimension in das Erlebte des Augenblicks wirkt ,<br />

verliert sich das Zeitliche im Unwirklich-Unendlichen einer Ferne<br />

voller schweigender Geheimnisse. Gewiße Bilder haben eine solche<br />

Zeit-Losigkeit, sie sind nur Raum, ohne die Polarität des erlebten<br />

Augenblicks. Es sind Wände da, Gegenstände , die Begrenzung des<br />

Raumes ist bewußt aufgelöst durch Öffnungen, Tür, Fenster, sogar<br />

die in die Weite führende Landschaft eines Gemäldes. In solchen<br />

Bildern ist keine Zeit, das Räumliche allein wird zur Begegnung,<br />

unwirklich, eine Begegnung, die Träume erweckt und unbewußte<br />

Sehnsüchte.<br />

So ist die Straße an diesem frühen Morgen, unwirklich, traumhaft,<br />

ein sich im fernen Dunkel verlierendes Linienspiel.<br />

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