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Was an den sonderbaren Geschichten über die Trödlerin wahr war,
wußten weder die Bewohner des Hauses noch die Nachbarn; bekannt
wurde nur, daß die 'Frau ohne Schatten', wie einer sie einmal
nannte, hin und wie der in später Abendstunde, wenn niemand mehr
auf der Srraße war , ihren Laden verließ und eilig davonging. Wohin
sie so eiligen Schritts ging, konnte keiner sagen, mit einem Mal war
sie in der Dunkelheit verschwunden.
Nur eines war beobachtet worden, daß die Trödlerin bei ihren
nächtlichen Ausgängen nicht den schäbigen alten Mantel trug, sondern
auffällig modisch gekleidet war. Auch diese Verwandlung in
nächtlicher Stunde erregte die Phantasie der Bewohner der Straße,
vor allem den Frauen gab das seltsame Treiben der verhaßten Fremden
Anlaß zu gehässigen Verdächtigungen.
Das 'Geheimnis' der Euphemia Ratto blieb ungelöst. Die Trödlerin
war immer eine Fremde in der Straße, gemieden und ohne eigentlichen
Grund geächtet. Niemand wollte mit der Trödlerin etwas zu
tun haben, niemand wußte auch, wovon sie lebte, denn nur selten
betrat ein Kunde den Laden.
Meist waren es Männer in gesetzterem Alter, die sich offensichtlich
weniger für den Trödelkram interessierten als für Geschäfte, die in
dem kleinen hinteren Zimmer abgewickelt wurden. Auch das wunderte
die Leute in der Straße, die Vermutungen und Verdächtigungen
verdichteten sich zu Gewißheiten, die das Haus völlig in Verruf
brachten.
Was weiterhin an dem Ruf der Euphemia Ratto nagte und vor allem
ihrem Getue einer ehrsamen 'Jungfrau den Garaus machte, war ein
kleines Malheur, das neun Monate nach dem Verkauf eines alten
Schrankes auf die Welt kam. Alle Welt wußte in der Straße, daß in
dem kleinen Zimmer hinter dem Laden nicht nur alte Tische, Stühle
und Schränke aufgestapelt waren, dazu eine stets benutzbare Liegestatt,
wie ein Bett oder eine durchgesessene Couch; auch daß die
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