D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

Jahren einen Unfall hatte, durch den er schwerhörig geworden war.
Auch seine Sprechorgane mußten darunter gelitten haben, denn er
brachte manche Worte nur mühsam und, wie Stotterer es tun, nach
mehreren Anläufen erst heraus. Er sprach stoßartig und immer nur
wenige Worte.
Das hatte wohl zu seiner Scheu vor den Menschen geführt; erst in
späten Jahren hatte er eine Witwe geheiratet, die ihm hin und wieder
im Laden half und wie ein Schatten umherging. Die beiden waren
äusserlich sehr verschieden, er schmächtig und klein, die Frau fast
korpulent und um einen Kopf größer als er. Sie litt seit Jahren an
Arthrosis und hatte gichtige Hände.
Ein Motiv für den Mordfall schien zunächst nicht vorhanden. Die
Ehe der beiden alten Leute war unkompliziert und ohne Probleme.
Nie hatte die Frau trotz ihres Leidens über ihr dürftiges Dasein
geklagt, sie lebte ihren kleinen Pflichten im Haushalt und im Laden
und sie sorgte für das wenige, das die beiden brauchten, mit der
Ergebenheit eines Tieres. Seit dem unheimlichen Ableben ihres
Mannes hatte sie niemand mehr gesehen.
Über das Vorleben der beiden alten Leute war kaum etwas bekannt
Die wenigen Daten über Herkunft, Wohnsitze und andere erforderliche
Auskünfte besagten nicht viel, den Laden hatte der Alte schon
lange vor der Zeit übernommen, in der er seine Frau kennen gelernt
hatte. Man sprach davon, daß sie einiges Ersparte in die Ehe mitgebracht
hatte. Das Arme-Leute-Milieu der beiden kleinen fechten
Zimmer hinter dem Laden verbarg keinerlei Geheimnisse; man fand
in der dürftigen Hinterlassenschaft des Alten nichts, was irgendwie
mit der Tat und ihren möglichen Hintergründen etwas zu tun haben
45