D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

der mittelalterlichen Seinestadt.
Über die wissenschaftliche Forschung hinaus befaßt sich Dr.Paris
Piso mit dem gleichen Thema auf eine absonderliche Weise. Es ist
gleichsam ein literarischer Ableger der historisch-wissenschaftlichen
Studien, ein dramatischer Entwurf, dessen Stoff der Moder der
Jahrmärkte des Todes, der Beinhäuser mit ihren zur Schau geschmückten
Knochensammlungen, anhaftet. In diesem Mementomori-Theater
spielt die Komödie, die Paris Piso schreiben wird, ein
pointenreiches Dialogstück mit beissender Satire und tödlicher Ironie,
ein Reigen des Totentanzes mit einer schrill-lärmenden Melodie;
wie die Mauern von Jericho sollen die Galerien der Beinspeicher
einstürzen unter dieser Melodie und der Moder der Skelette jene
unter sich begraben, die mit Verwesung und Tod die Lebenden
ängstigen.
In diesem dramatischen Totentanz spielt die Figur des Luzifer eine
wichtige Rolle. Dr.Paris Piso braucht diese Figur als 'Gegenspieler'
in seinem Komödienspiel. Luzifer tritt in dem dramatischen Gedicht
als ein berühmter Anwalt auf, in einem aufsehenerregenden Prozeß;
es ist eine spektakuläre Rolle in einem vertrackten Fall, der selbst
dem listen¬reichen Luzifer einige Kopfschmerzen bereitet.
Seit einiger Zeit befaßt sich Dr.Paris Piso mit der ihm eigenen
Gründlichkeit mit der Figur des Luzifer, seinem kosmischen Auftrag
im Gegenreich der Schöpfung; keines der theologischen und literarischen
Vorbilder aus der dämonologischen Vorstellungswelt seit dem
parsisch¬iranischen Mazdaismus und der Lehre des Mani entspricht
der Figur des Luzifer, wie sie Dr.Paris Piso für sein Satyrspiel
braucht. Die höllische Dreifaltigkeit, Leviathan, Beelzebub und Luzifer,
alle die fremden Namen, die der Böse als Widersacher und
Ankläger trägt, besitzen jene Eigenschaften, die Luzifer als Anwalt
in einem ungewöhnlichen Prozeß haben muß, um seinen Ruf theologisch
und literarisch zu wahren.
369