21.02.2015 Aufrufe

D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

den jungen. Doch kam auch über ihn<br />

traurig das Greisenalter.<br />

Und nun, da er sich nicht mehr zur Nacht<br />

liebend der zarten Gattin<br />

zu nahen vermag, glaubt er, ihm sei<br />

jegliches Glück geschwunden.<br />

So fleht er zu Zeus, daß er den Tod<br />

bald ihm gewähren möge.<br />

Mich aber verlangts immer noch nach<br />

Anmut und goldner Fülle.<br />

Dies Herrliche hat mich stets umglänzt,<br />

weil ich die Sonne liebe.'<br />

Sie spricht die Strophen leise, mit dem seidigen Glanz des Pathos, in<br />

der Resignation und Stolz zugleich liegt. Es ist ganz still in dem engen<br />

Raum, als die Duchessa die Verse der alternden Sappho in wiegendem<br />

Skandieren spricht, ein Abschiednehmen der Liebenden<br />

von den Freunden.<br />

Nur in den späten Nachmittagstunden verläßt die Duchessa die<br />

Wohnung im Haus K 35, geht die Straße entlang und kehrt bald<br />

wieder zurück. Seit dem Abend in der 'Jaspisarche' hat sie ihre<br />

Freunde nicht wiedergesehen.<br />

Von dem Mordfall in Haus K 29 hat die Duchessa erst durch den<br />

Besuch eines Herrn der Untersuchungskommission erfahren, der bei<br />

ihr die Anschrift eines Bewohners des Hauses erfahren wollte, der<br />

vor längerer Zeit im Haus gewohnt hatte und offenbar mit dem<br />

Ermordeten in Verbindung gestanden hatte. Die Duchessa wusste<br />

einiges über den einstigen Hausbewohner zu berichten, das Gespräch<br />

in ihrem Wohnzimmer ergab der Untersuchungskommission<br />

bisher unbekannte Hinweise über das Milieu der Straße und die<br />

Menschen, deren Schicksale die Duchessa seit zwei Menschenleben<br />

kannte.<br />

247

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!