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demie befand sich eine bemerkenswerte Beschreibung, die auf eine<br />

aussergewöhnliche Persönlichkeit schließen ließ. Das literarische<br />

'Porträt‘ war zu einem persönlichen Jubiliäum verdöffentlicht worden.<br />

Wie eine geographische Skizze, eine im Modell geschaffene fremde<br />

Landschaft, so blieb das Gesicht in der Erinnerung haften: Ein Panorama,<br />

das sich topographisch gliederte und in einem Geflecht<br />

anatomischer Koordinaten zu einem Ganzen ordnete. Diese Ordnung<br />

schien willkürlich und in dieser chiffrenhaften Ordnung nach<br />

ästhetischem Gesetz disharmonisch; denn alles scheint in einer Weise<br />

geordnet nach diesem Gesetz, wie Konfuzius seinen Jünger Yen<br />

Huei belehrte.<br />

Solcherweise schien dieses Gesicht ein geformtes Meisterwerk, mehr<br />

zufällig; und unbeabsichtigt im vielfältigen Spiel der Natur. Obgleich<br />

es in seinen Formen und im Ausdruck fremd schien, lag in diesen<br />

Gesicht doch etwas seltsam Nahes, Bekanntes, das schwer zu deuten<br />

war. Ein weitgereister Freund. verglich einmal das Gesicht mit der<br />

Landschaft Yukatans: Die von Hügelketten durchzogenen Ebenen,<br />

in denen das Wasser in der Tiefe versinkt und merkwürdige Naturbrunnen,<br />

unterirdische Flußläufe und große Höhlen das Eigene und<br />

Ungewöhnliche dieser heissesten Landschaft zwischen den Wendekreisen<br />

prägen.<br />

‚So war dieses Gesicht eine Niederschrift, hieroglyphenhaft, ein<br />

Zeichen, von tiefgefurchten Erinnerungen erlebter Ahnungen<br />

durchzogen. Der körperhaften Gegenwärtigkeit entrückt, verloren<br />

sich die Konturen des langen, flächenhaften Ovals zwischen Kinn<br />

und der hohen Stirn, ein Versickern in unterirdischen Flußläufen<br />

und im Dunkel undurchdringlicher Höhlen. Zwischen den Augen,<br />

tief unter der hohen Stirn und eine Moräne gefurcht am Rande<br />

zweier glühender Vulkankrater, rann Gedankengeröll in Abgründe,<br />

die sich seitlich in versteinerten Furchen verloren.‘<br />

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