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einer Aufzeichnung über die Bewohner des ersten Stockwerks im<br />

Haus K 29: 'Des Nachts hört es sich an wie das Heulen von Wölfen.<br />

Die Rattis feiern ihre höllische Zerfleischung.'<br />

Dieses 'Zerfleischen' der Ratti-Familie erfolgte seltsamerweise in<br />

Intervallen, die zyklisch verliefen. Es gab im Haus Theorien, die den<br />

zyklischen Ablauf mathematisch mit den Möglichkeiten, die die Zahl<br />

'3' bietet, auszuloten suchten. Das Absurde in dem Zusammenleben<br />

der drei 'Ratti' im ersten Stock war, daß ihr Verhältnis zueinander<br />

immer wieder wechselte und dadurch allerlei Kombinationen entstanden,<br />

die sich jeweilig akustisch äusserten. Es gab 'Meßdaten' für<br />

die akustischen Abstufungen, die in der Addition weiterer Momente<br />

einen exakten Pegelstand der Haßfluten ablesen ließen.<br />

Die teuflischen Orgien der 'Ratti.', von den Bewohnern des H:auses<br />

stets sorgsam und lustvoll registriert, hatten seit dem Tod des Magistratsangestellten<br />

zunächst abgenommen. Damals war ein gewißes<br />

Einvernehmen der Hinterbliebenen festzustellen, als bestehe Einvernehmen<br />

darüber, daß der Tod des Familienvaters ein nicht unerwünschtes<br />

Ereignis darstelle. Das blieb nicht unverborgen und wurde<br />

Anlaß zu dem Gerücht, das unerwartete Hinscheiden sei auf eine<br />

nicht natürliche Weise eingetreten. Welchem Leiden der Magistratsangestellte<br />

erlegen war, wußte in der Straße niemand; es blieb bei<br />

dem Gerücht. Im Hause fiel es auf, daß an dem Todestag des Verstorbenen<br />

die 'Meßdaten' der akustischen Wahrnehmungen einen<br />

Höchststand erreichten, wie sonst nur am Tag des Heiligen nach<br />

dem festlichen Umgang, der für die 'Ratti' nicht existierte.<br />

Nicht nur am Festtag des Heiligen waren die Jalousien an den Fenstern<br />

der Wohnung der 'Ratti' herabgelassen. Die Wohnung war immer<br />

nach aussen auch von den Fenstern her abgeschlossen, so daß<br />

von den Häusern gegenüber nichts wahrgenommen werden konnte,<br />

was in der Wohnung im ersten Stockwerk des Hauses K 29 vor sich<br />

ging. Auf diese Weise blieben die Zimmer stets verdunkelt, die 'Ratti'<br />

lebten in einem ständigen Halbdunkel, selbst an hellen Sommertagen.<br />

Der ungewöhnliche Anblick der stets herabgelassenen Jalou-<br />

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