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Am Ende der schmalen Strasse lag das Haus des Teppichknüpfers<br />

Osius. Das weite Haus war erleuchtet, Osius hatte Gäste, unter<br />

ihnen zwei Fremde. Zu Ehren dieser beiden Fremden hatte er zu<br />

einer Agape eingeladen. Osius war einer der wohlhabenden Bürger<br />

der Stadt.<br />

Das Mahl war üppig. Osius lag mit seinen Gästen zu Tisch, auf weichen<br />

geknüpften Kissen gestützt. Auf silbernen Schüsseln wurden<br />

große in Honig eingemachte Haselnußkerne mit Magmohn bestreut<br />

serviert. Man sprach über den Einfluß der Gestirne auf die Schicksale<br />

der Menschen, angeregt von einem der Knüpfteppiche, auf dem<br />

die zwölf himmlischen Zeichen in einem Kreis von geometrischen<br />

Figurenspielen umgeben waren. Osius hatte den Teppich selbst<br />

entworfen und in seiner Werkstatt angefertigt.<br />

Kupferschüsseln mit reichen Ziselierungen wurden herumgereicht:<br />

gefüllte Weinblätter mit in Öl gedünstetem Reis und Fleischstückchen<br />

als Vorspeise, es folgten mehrere Gerichte nach Landessitte<br />

aufgetragen, Lammbraten mit Reis und Rosinen und Pinienkernen,<br />

in feinen Scheiben geschnittener Rinderbraten am Spieß, auf Fladenbrot<br />

mit Petersilie und heisser Butter serviert; dazu einen säuerlichen<br />

Saft unreifer Trauben. Das Mahl zog sich bis zum Abend hin;<br />

als Nachspeise wurde eine Pastete mit Mandeln, Nüssen und Pistazien<br />

gefüllt und mit Zucker übergossen serviert, ausserdem in Milch<br />

getauchte und mit geriebenen Mandeln gefüllte Waffeln aus Stärkemehl,<br />

Körbchen voll Melonen, Pfirsichen und Trauben. Osius liebte<br />

besonders die mit viel Honig und Zucker zubereiteten Süssigkeiten.<br />

Der eine der beiden Fremden, dessen milde Augen wie verloren in<br />

dem rotgrau-bärtigen Gesicht standen, aß nur sehr mässig; er<br />

stammte aus Rom, ihm waren die kappudozischen Speisen zu fett<br />

und scharf gewürzt. Der Römer begnügte sich, an seinen Hirsebrei<br />

und Schafkäse der einfachen römischen Küche gewöhnt, mit einem<br />

Becher geronnener Honigmilch und auf dem Rost gebratene syri-<br />

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