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in seinem Zimmer, grau im Gesicht, in seinem verschlissenen<br />

Schlafanzug. Dann war es heller Tagt die Sonne stand gelb in den<br />

schrägen Wänden, die Worte hallten dumpf wie in einer Gruft.<br />

Ich habe alles in vielen Wochen und Monaten, in all den Jahren<br />

genau berechnet und einkalkuliert, die Umstände, die Chancen. Nur<br />

so konnte ich die Jahre überstehen, seine lähmenden, hämischen<br />

Worte, die wie eine Peitsche wirkenden Gesten und das höhnische<br />

Schweigen. Das alles zerstörte meine Gedanken, meine Hoffnungen,<br />

die mein kleines Leben nährten. Er zog mich mit hinab, als seine<br />

großen Auftritte zu Ende waren und er mehr und mehr zur Figur<br />

des Domestiken auf der Bühne absank.<br />

Was keine Statistik in ihren Aufschlüsselungen enthält und doch so<br />

entscheidend ist für die Psychologie des Giftmordes ist etwas, was<br />

ich lähmend in diesen langen Nächten erlitten habe. Es ist jenes<br />

etwas, man mag es Milieu nennen, vielleicht; es ist nicht das Heimtückische,<br />

das Schleichende, das Leise, das die Gedanken erstarren<br />

läßt und wie eine Mauer zwischen Entschluß und Tat steht. Nein, es<br />

sind die schrägen Wände, diese armseligen Dachräume, diese Enge,<br />

diese erbärmliche Enge, in der sich jede Dimension im Nichts verliert.<br />

Es ist seltsam und doch so erklärbar: diese Art des Tötens braucht<br />

den Prunk der Paläste, den Luxus der Salons und Boudoirs. Ich habe<br />

die Geschichte der Giftmorde studiert, - nirgendwo das Milieu der<br />

Enge eines armseeligen Dachzimmers, der schrägen Wände mit<br />

ihrem fahlen Halbdunkel, die wie gespenstige Spiegel wirken.<br />

Es ist wohl gut so. Ich gebe auf und gehe. Dreizehn Jahre habe ich<br />

in dieser engen Hölle gelebt. Ich gebe das Spiel verloren.<br />

Die letzte Eintragung in dem Tagebuch enthielt nur den kurzen<br />

Vermerk: 'Es ist Mitternacht. Das Komödienspiel ist aus. Ich bekenne<br />

meine Schuld, ich bekenne mich schuldig, Herr Kommissar!‘<br />

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