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Sie hatte auch die Regieanweisung im Textbuch genau beachtet. Auf<br />

dem Tisch stand ein Fläschchen mit der Aufschrift 'Strychnin'. Neben<br />

dem Fläschchen lag ein Tagebuch mit Notizen. Für den Bühnenautor<br />

war das Tagebuch ein wichtiges dramaturgisches Requisit<br />

für die Schürzung des Knotens.<br />

Alles stimmte, das Fläschchen, das Tagebuch mit den Notizen, alles<br />

das war genau wie in dem Stück, in dem. das Verhör und das Geständnis<br />

so banal und perfekt in die Routine des Gags der Schlußpointe<br />

eingefügt waren.<br />

Alles stimmte, das Fläschchen, das Tagebuch mit den Notizen, alles<br />

war genau, wie die die Regieanweisung vorschrieb. Nur eine äusserlich<br />

ganz unbedeutende und auf den ersten Blick kaum erkennbare<br />

Änderung war vorgenommen worden : das für den Bühnenautor<br />

wichtige dramaturgische Tagebuch auf dem kleinen Tisch neben<br />

dem Fläschchen mit der Aufschrift ‚Strychnin' war echt; das Tagebuch<br />

war fast bis auf die letzte Seite vollgeschrieben mit ihrer großen,<br />

klaren Schrift, es enthielt Eintragungen, die jahrelang zurückreichten.<br />

Es war ihr Tagebuch, das auf dem kleinen Tisch lag neben<br />

dem Fläschchen.<br />

Sie war an diesem Morgen nicht zu Hause. Er fand das nicht sonderlich,<br />

sie war in letzter Zeit öfters über Nacht ausgeblieben, manchmal<br />

mehrere Tage. Lucius R. suchte einen Zusammenhang zwischen<br />

den angestrichenen Passagen im Textbuch und dem Tagebuch: Er<br />

las ihre Eintragungen, Seite für Seite, da erkannte er die Zusammenhänge<br />

und wußte auch, daß sie nicht mehr zurückkehren würde.<br />

+<br />

Leonca Rosan hatte in dem Tagebuch zunächst unwichtige Dinge,<br />

alltägliche Beobachtungen, Stimmungen, eingetragen. Die ersten<br />

Aufzeichnungen stammten aus der Zeit kurz nach dem Tod ihres<br />

Kindes. Es war der tiefe Einschnitt in ihrer Ehe, als sie ihren Mann<br />

zu hassen begann. Er wollte kein Kind und war sichtlich froh daß<br />

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