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unregelmässigen Abständen erscheinen¬de Zeitschrift 'Die Traumstraße‘<br />

heraus, ein Blättchen, das über Ideen, Plänen und Vorhaben<br />

berichtete, die nie verwirklicht wurden, deswegen wohl einiges Ansehen<br />

genoss und in der literarischen Welt als Kuriosum galt. Auf<br />

diesem gedruckten Markt der Ideen und Phantasien gab es seltsamste<br />

Blüten der musischen Landschaften; die 'Traumstaße' gab Stoff<br />

für ganze Bibliotheken von Geschichten, Novellen, Romanen und<br />

Dramen, dazu Entwürfe von Gedichten und anderen lyrischen die<br />

Stilübungen, die ins Metaphysische ebenso vorstießen wie in die<br />

seelischen Urgründe. Die Literaten nannten sich die ‚Blumenkinder<br />

der Traumstraße', ihre musischen Produkte 'Traumblüten'.<br />

Obgleich sie sich in schönster Einigkeit einander unablässig Genialität<br />

und dichterische Größe bescheinigten und in selbstgeschaffenen<br />

Preisen, Orden und Urkunden ein fein verästeltes System permanenter<br />

Beweihräucherung schufen, blieben die Blumen¬kinder der<br />

Traumstraße auf dem großen Jahrmarkt der Literatur unbekannt. Sie<br />

lobten nur dem Augenblick ihrer Intuitionen, sie waren glücklich in<br />

ihrer selbstgeschaffenen Unsterblichkeit, die allein von den Bewohnern<br />

der Straße anerkannt wurde, wenn sie zuweilen auch Hohn und<br />

ätzenden Spott über ihre literarischen Machwerke hinnehmen mußten.<br />

Sie gehörten zur Straße wie die Tauben auf den Dächern der<br />

Häuser, die die Häuserfronten beschmutzten, nutzlos und geduldet.<br />

Seine bescheidene Behausung befand sich auf der Schattenseite der<br />

Straße; das Haus 24 war eines der ältesten und war aussen sehr verwahrlost.<br />

Die Wohnung befand sich im Kellergeschoß, zwei kleine<br />

Zimmer, in die nur in den Morgenstunden ein wenig Taglicht eindrang.<br />

Die Morgenstunden waren darum seine schöpferischen Stunden.<br />

Gen gehörte zur Gilde der Blumenkinder der Traumstraße. Was er<br />

in den schöpferischen Stunden produzierte, war an den Wänden<br />

seiner Behausung an Tafeln abzulesen, auf Tabellen, mit Kurven<br />

und graphischen Übersichten, Planskizzen, die einer komplizierten<br />

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