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Leiter des Gerichtsmedizinischen Instituts war Dr. Paris Piso, Anatom
und Toxikologe, ein Gelehrter in den fünfziger Jahren. Dr.Piso
befaßte sich mehr mit schriftstellerischen Arbeiten auf dem Gebiet
der forensischen Medizin als mit ihrer wissenschaftlich-praktischen
Anwendung. Von ihm stammten Darstellungen bekannter historischer
Giftmorde; die Geschichte des Urvaters der Toxikologie, des
Mathieu Joseph Bonaventura Orfila, hatte er schon als junger Mediziner
geschrieben, später veröffentlichte er eine Sammlung historischer
Giftmorde auf berühmter Giftmordprozeße, wie den bekannten
Prozeß gegen die Französin Marie Lafarge im Jahre 1840, den
Prozeß gegen den Grafen Hippolyte Vicard de Bocarmé im Hennegau
1850. Dr. Piso interessierten vor allem jene Prozeße, bei denen
die forensische Toxikologie im vorigen Jahrhundert wissenschaftliche
Triumphe gefeiert hatte.
Es gab kaum größere Gegensätze als das Leben des Dr.Piso, der
beruf¬liche Pflichten und Neigungen auf eine ideale Weise auszugleichen
verstand. Sein Äusseres entsprach dem Bild eines polytropen
Geistes, auf Jugendbildnissen war er dem schönen unbärtigen
Paris der Antike nachgebildet. Dr. Paris Piso war ein vielseitig gebildeter
Weltmann, mit reichen Kenntnissen, nicht nur auf seinem
wissenschaftlichen Fachgebiet der forensischen Toxikologie. Er
musizierte, spielte Cello in einem Hausorchester, in einer Dilettantengruppe
wirkte er als Schauspieler mit, er hatte einmal einen besonderen
Erfolg als Pandolfo in Goldonis 'Diener zweier Herren'.
Dr. Piso war auch ein brillanter Redner, bei öffentlichen Anläßen,
Ehrungen und Jubiläen glänzte er durch einen rhetorischen Stil, der
sich an das berühmte Vorbild der Rede des Antonius auf den ermordeten
Cäsar anlehnte.
Auf vielen Gebieten der Wissenschaften und der schönen Künste
bewähr¬ten sich Talent und Charme des weitgereisten und sprachenkundigen
Mediziners, der allein mit einer jungen Haushälterin
in dem eleganten Haus am Berghang lebte; Dr. Piso besaß eine
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