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Pose. Alles an ihm wirkte kraftvoll, seine Bewegungen, seine Stimme,<br />

seine Gesten; seine Schrift erinnerte an Bilder von Giotto, auch<br />

seine Briefe und Aufzeichnungen hatten die Ausdruckskraft dieser<br />

Bilder.<br />

In den letzten Jahren griff er kaum mehr zu Pinsel und Palette. Nur<br />

hin und wieder nahm er einen Skizzenblock und zeichnete Entwürfe<br />

zu Bildern, die er sammelte. Seitdem die Hand zitterte, wenn er den<br />

Zeichenstift zu halten suchte, ließ er es; immer aber beschäftigte er<br />

sich mit seinen Bildern. Er malte nur mehr Mit den Gedanken, suchte<br />

in der Erinnerung Form und Farben zu verändern, und so entstanden<br />

in seinem Geist Gebilde von einer Vollendung, die er immer<br />

gesucht und nie erreicht hatte. Er wusste, daß keines seiner<br />

Bilder der Idee entsprach, aus der er die Fesseln des Sinnenhaften<br />

sprengen wollte. Erst jetzt, ohne Pinsel und Stift, und nur mit den<br />

Gedanken, gelangen. ihm Werke von einem wundervollen inneren<br />

Leuchten und geistiger Transparenz. Er erlebte seine Vollendung,<br />

ohne sie je erreicht zu haben.<br />

In jungen Jahren, an der Akademie und später, war er als Illustrator<br />

bekannt; seine Illustrationen waren gleichsam Figurenspiele von<br />

Gedanken, die im Metaphysischen wurzelten, ohne den Manierismus,<br />

der langweilig wirkte.<br />

Obgleich er kaum mehr bekannt war und seit vielen Jahren nicht<br />

mehr ausstellte, hatte sein Künstlername internationalen Ruf; zwei<br />

seiner frühen Bilder hingen in der Tate-Gallery in London. Was er<br />

dann in den Jahrzehnten geschaffen hatte, war verloren gegangen,<br />

unwiederbringlich, in einer Feuernacht, die nicht nur ihn heimsuchte.<br />

Was ihm geblieben war, suchte er hin und wieder in seinen Geschichten,<br />

die Bilder aus der Erinnerung malten, Galerien der Träume,<br />

in denen er wandelte an den langen Abenden und Nächten, die<br />

er durchwachte, als warte er auf etwas, das sich nicht ereignete.<br />

Geblieben waren ihm seine Studien über die Farbordnung und<br />

Farbharmonien, die er als einen Teil einer grösseren Ordnung ansah,<br />

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