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drei Segment­ bogeneingängen der Privatgelehrte Elias Elias. Die<br />

Bewohner der Straße kennen den langen und hageren 'Professor'<br />

kaum, er geht selten aus, meist nur zur nächtlichen Stunde. Offiziell<br />

bezeichnet sich Elias Elias als Archäologe, der Privatgelehrte befaßt<br />

sich jedoch mehr mit der wieder gelebten Ahnenschaft, die bis zur<br />

Antike zurück reicht. Elias Elias erlebt die Gegenwart in der Welt<br />

des alten Rom, dessen Kultur und Lebensformen er vollendet nachahmt.<br />

Seine Gestalt, sein ganzes Wesen entspricht keineswegs dem<br />

augustischen Vorbild, Elias Elias ist eine Mischung von Genie und<br />

Schwärmer, ein Mystiker und Kosmiker im Geist, lang und fast<br />

fleischlos, ein Regiefehler der Natur. Der Privatgelehrte lebt völlig<br />

'eingeschlossen' in seinem Refugium, das im Stil eines antiken römischen<br />

Raumes in Pompeji ausgestattet ist. Niemand in der Straße<br />

kennt Elias Elias näher, selbst die Mitbewohner des Hauses wissen<br />

nichts Bestimmtes über den Einsiedler in der ersten Etage zu berichten.<br />

An diesem Maimorgen erlebt Pater Augustin beim festlichen Umgang<br />

die Begegnung mit der Straße, den Häusern und ihren Menschen<br />

wie in einem Kaleidoskop. Alles ist seltsam und merkwürdig<br />

an diesem hellen Sonnentag, wie ein gläserner Schacht ist die Straße.<br />

Pater Augustin sieht die Menschen in den Häusern, wie sie der Maler<br />

von seinem Atelierfenster aus in den Blättern 'Sodom XXIX' in<br />

der Chiffrierung metaphysischer Gedankenspiele fratzenhaft ins<br />

Schemenhafte und Nebulose gesteigert hat. Alles ist unwirklich an<br />

diesem Morgen, verzaubert und magisch im festlichen Spiel der<br />

Chöre und der Tanzenden und Musizierenden. Sonderbar: es sind<br />

die gleichen Menschen und die gleichen Häuser wie sonst in den<br />

Tagen des Jahres. An diesem Maimorgen ist die Straße wie die Halle<br />

eines weitgeöffneten Tempels; in ihm ertönen die Gesänge der<br />

Glückseligen und alles ist von einem überirdischen Licht erfüllt.<br />

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