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Wohl die schwierigste Frage, die sich im ‚Prozess II‘ in kriminologischen
Sinne stellte, war das Motiv für den Brudermord. Naheliegend
für frühgeschichtliche Verhältnisse der Stämme und Sippen im Zusammenleben
dürfte eine baldige Lockerung der Familienbande
gewesen sein, so dass Kain seinen Bruder Abel wohl kaum mehr
kannte und in seinem eigenen Jagdbereich lebte.
War es Brudermord, als der Streit zwischen beiden ausbrach, dessen
Anlass bestimmt nicht Neid über das Opferfeuer gewesen sein
konnte. Solche Eifersüchteleien aus nichtigem Anlass waren mehr in
der Götterwelt zu beobachten; zwischen den Brüdern bestanden
bestimmt Gegensätze menschlicher Natur, die zu dem Todschlag in
der Abendstunde nach der Opfergabe führten.
Während hierüber nur Notizen in dem ‚Prozessakten‘ beigefügt
waren, bestanden diese hauptsächlich aus Originalschriftsätzen, die
in ausgefeilter Rede die Plädoyers der Verteidigung enthielten. Apoll
hatte in diesem ‚Prozess II‘ die Verteidigung selbst übernommen
während er sie im ‚Prozess I‘ einen ihm verhassten Staranwalt überließ,
dem er sich als Ankläger entgegenstellte und ihm eine schwere
Niederlage bereitete.
Das Verteidigungsplädoyer im ‚Prozess II‘: Mordfall Kain, (überarbeitet
und mit nur geringfügigen Zusätzen und Einfügungen).
Es erscheint notwendig, dem Ankläger einige entscheidende Argumente
entgegenzuhalten und damit die Anklage auf Brudermord in
entscheidenden Punkten zu entkräftigen, ja zu widerlegen. Der Prozess
dürfte damit eine sensationelle Wendung erhalten.
Was geschah an jenem Abend, an dem es, wie sicher angenommen
werden kann, nach einem Dankopfer der üblichen Form zwischen
dem Angeklagten und seinem Bruder Abel offenbar zu einer Auseinandersetzung
gekommen ist und Kain auf gewaltsame Weise den
Bruder tötete? Es muss Todschlag durch einen primitiven Gegenstand,
einen Stein oder ein Holzkeil angenommen werden. Zeugen
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