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Tafel­ runde die zwölf Mitglieder der Bruderschaft teilnahmen; an
diesem Abend fehlte keiner der Gemeinschaft, die sich im Geist von
Theleme nach dem Motto 'Tu, was du willst' in heiterer Geselligkeit
frei und ungezwungen bewegte. Keiner hatte den Vorrang, sie waren
Gleiche unter Gleichen, auch Kyros, der Vorsteher der Bruderschaft,genoß
keine Vorrechte.
Wie ihr ganzes Leben als Bruderschaft sich nicht nach Gesetzen,
Regeln und Satzungen richtete, sondern, wie die Bewohner von
Theleme, keinerlei Zwängen unterworfen war, verlief auch die
nächtliche Tafelrunde im Salon der verwitweten Schwester Solon
Cuscis. Kyros, der Antiquitätenhändler, einer der 'Gelehrten' der
Straße, Vorsteher der Bruderschaft von Theleme und wohl der entschiedenste
Kämpfer gegen die Utopie des Wirklichen und damit
Anführer der 'Utowi' , war nicht nur Sammler und Experte auf dem
Gebiet alter Uhren; so kam es, daß sein Interesse und seine Kenntnis
und sein Wissen im Bereich des Astronomischen dazu führten,
daß er sich mit dem Studium der Sternennamen im Alten Testament
befaßte. Bei einer der letzten Zusammenkünfte der Bruderschaft
hatte Kyros die Jahwe-Rede im Hiobgedicht als Schilderung des
'Bildners des Sternenhimmels' zu deuten gesucht.
Kyros war auch ein glänzender Redner; der Salon verwandelte sich
an diesem Abend in ein absurd-parodistisches Theater, die üppige
Tafel zur Kanzel: mit dem beissenden Spott eines Abraham a Santa
Clara und dem satirischen Wortspiel seines großen Vorbildes Rabelais
hielt Kyros, der Antiquitätenhändler, seine 'berühmte' Predigt
wider die Mucker, Frömmler, Rechtsverdreher und Besserwisser.
Die Predigt wurde von einem der Teilnehmer der Zusammenkunft
nahezu im Wortlaut festgehalten und später in einem Abdruck wiedergefunden.
Im Stil der polternden Barockprediger geisselte Kyros persiflierend
das Laster, die Tugendlosigkeit und Wollust der Kinder dieser Welt,
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