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und auch kaum mit ihm über seinen Ärger im Amt unterhalten.<br />

Jener Traum vor zwei Jahren, in der Nacht zum 14.Nisan, hatte sie<br />

sehr beunruhigt, denn sie sah ihren Mann durch eine politische Ungeschicktheit<br />

in großer Gefahr. E.E. war von der Traumschilderung<br />

der Frau des Pilatus in der 'Vision' so fasziniert, daß seine Darstellung<br />

in der Aufzeichnung zu einer Art Dokumentation wurde. Während<br />

er den abendlichen besuch im Palast in Cäsarea nur in knappen<br />

Sätzen beschrieb, gab die Aufzeichnung die Traumschilderung der<br />

Claudia Procula in ihrer eigenen Darstellung wörtlich wieder.<br />

'Ich sah im Traum einen Fremden. Er stand meinem Mann gegenüber<br />

und verschwand plötzlich, still, schweigend, wie er vor ihm<br />

stand. Dann, mit einem Mal, sah ich den Fremden wieder; er ging<br />

wortlos durch eine große Menge, die in einem prächtigen Saal versammelt<br />

war. Langsam schritt er durch den Saal, bis zu einem<br />

Thron, auf dem mein Man saß. Der Fremde sprach nur einige Worte,<br />

ich habe sie deutlich vernommen: 'Was ist Wahrheit?' Dann<br />

schritt er den Saal wieder schweigend zurück und verschwand.<br />

Das wiederholte sich mehrere Male. Immer kam der Fremde in dem<br />

glei¬chen verschlissenen grauen Gewand, wie ein Bettler wirkte er<br />

in dem palastartigen Raum, der bei jedem Mal prunkvoller schien.<br />

Und immer wieder, wenn der Fremde am Thron angelangt war, auf<br />

dem Pilatus residierte, sprach er die gleichen Worte, leise, fragend:<br />

'Was ist Wahrheit?' Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er wieder,<br />

als erwarte er von dem, der auf dem Thron saß, keine Antwort.<br />

Der Fremde schien bei jedem Mal älter und verfallener. Am Eingang<br />

zum Palast, in dem prunkvollen Thronsaal, überall an den Wänden<br />

und über dem Baldachin des Thrones stand mit goldenen Lettern<br />

der Name des Fremden, gleich einem triumphalen Siegeszeichen.<br />

Den Fremden schien das nicht zu wundern, er schritt schweigend<br />

durch die Menge, in unendhoher Verlorenheit. Ich konnte die<br />

Schrift an den Wänden nicht entziffern, der Name des Fremden war<br />

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