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anderes, ein unheimliches Leiden nicht die erhabene Todesangst von<br />

Gethsemane, der Weg zur Richtstätte auf Golgatha, die Stunden des<br />

Sterbens, in denen die Mutter, die Freunde ihm nahe sind und Trost<br />

zusprechen.<br />

In den siebzig Lebensjahren geht ER einen anderen Leidensweg;<br />

einen langen Weg der Erfolge und Niederlagen, Triumphe und Verfolgungen.<br />

Nicht den Weg eines Auserwählten, es ist das Schicksal<br />

eines der Ungezählten, eines Namenlos. Nach den kurzen Jahren als<br />

gefeierter Wanderprediger nun vergessen, verachtet, gemieden.<br />

Niemand in der Stadt kennt IHN mehr, IHN, der einst die Massen<br />

begeisterte, ihm zugejubelt hatte in ganz Judäa, Galiläa und Samaria.<br />

In seinem literarischen Entwurf suchte Petronius bewusst nach einem<br />

neuen dramatischen Höhepunkt, einen Abschluss in der ganzen<br />

Tragik der historischen Situation, weit attraktiver als der Tag vor<br />

dem Passahfest des Jahres 33 auf dem Hügel Golgatha. SEIN Tod<br />

sollte mit der Katastrophe und dem Ende seines Volkes im Jahre 70<br />

zusammenfallen, Zeichen und Gesetz eine geschichtlichen Stunde.<br />

Einmal noch erlebte ER seine Erhöhung: Wenige Wochen vor dem<br />

Ende steht er auf dem Berg Tabor. Als der Versucher wieder zu ihm<br />

tritt und im Schätze der Erde verspricht, hatte nur den einen<br />

Wunsch, zu sterben.<br />

Das Gespräch mit dem Versucher lässt die tiefe Resignation des<br />

Siebzigjährigen erkennen. ER ist gescheitert, die Menschen haben<br />

ihn von sich gestoßen. Sie haben ihn erkannt, doch sie hörten nicht<br />

auf ihn. Alle haben ihn verlassen, seine Jünger, die Freunde und die<br />

frommen Frauen. Und auch Gott hat ihn verlassen, verstoßen und<br />

sich seiner nicht mehr erinnert, als er den einen in der Stadt suchte,<br />

den Gerechten, der Jerusalem vor der Zerstörung retten könnte.<br />

ERr kennt das Wort des Propheten Jeremias: ‚Streift umher in den<br />

Straßen Jerusalems, schauet doch und merket auf, und suchet auf<br />

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