D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

Das ungewöhnliche Ansehen und der pädagogische Ruf, den die
Akademie als eine 'bildende' Anstalt in späteren Jahren genoß, vermag
nicht darüber hinwegzutäuschen, daß zu der Prinzipien ihres
Begründers das Stille, das Einfache und Schlichte in allen Inhalten
und Formen gehörte, ja eine bewußte 'Armut' als Haltung und Gesinnung.
Die Akademie war kein Orden, keine Elite-Anstalt von
Glasperlenspielen; in ihr wurde im eigentlichen nicht 'gelehrt', vielmehr
war alle Lehre Leben in Leben in seinen Ursprüngen und seiner
Gesetzlichkeit. Das war das Besondere an ihr: sie änderte und
veränderte, Lehrformen wurden zu Leerformen. Damit schuf sie
Neues, und das Neue war überraschend einfach, und das Einfache
wurde zu einer natürlichen Ordnung. Das Gesetz der Akademie, wie
es in seinen Inhalten und Formen gelebt wurde, bestimmte das Gesetz
der Straße. Die Straße, ihre Bewohner mit ihren ungeschriebenen
Traditionen, waren geprägt vom Vorbild der Akademie, und
nichts war in Wesen und Gestaltfülle, was nicht seinen Ursprung im
Leitbild der Akademie hatte.
Ihr Begründer galt als 'Wächter' nach dem Erziehungsvorbild in
Platon s 'Boliteia'. Diese Bezeichnung wurde zu einen Ehrentitel für
Michel Caprioli, in der Jubiläumsschrift zum 25.Gründungsjahr der
Akademie, in der Freunde und ehemalige Zöglinge der Anstalt Beiträge
geliefert hatten, war auch eine Abhandlung abgedruckt, in der
der Begriff ‚Wächter‘ bildhaft gedeutet und Parallelen der Platonschen
Erziehungsidee mit den Zielen der Akademie gezogen
wurden. Die Abhandlung stammte von Quirin Quad, dem Publizisten
in Haus K 29, einem früheren Zögling der Akademie; Quirin
Quads Abhandlung in der Jubiläumsschrift war ein literarisches
Denkmal für den Schöpfer der Akademie, der den einstigen Zögling
aus den Leiden einer schweren psychischen Entwicklungskrise führte
und im Leben des Quirin Quad zum 'Guten Menschen wurde.
Sein Beitrag in der Jubiläumsschrift war eine in ihrer Art originelle
Abwandlung des Zwiegesprächs, das Sokrates mit Adeimantos und
260