D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

wuchsen die Verwirrung und die Furcht. Angst und Mißtrauen breiteten
sich in den Häusern aus, wie an dem Tag, als der rätselhafte
Tod des Alten in Haus K 29 bekannt geworden war. Jeder mißtraute
wieder dem anderen, der 'Samen der Zwietracht', wie der alte Antiquitätenhändler
Titus Tisson das zwischen den Häusern hochschiessende
Giftkraut der Verleumdung nannte, war wie ein Schlingwerk,
in dem jede Bewegung zu ersticken drohte.
Titus Tisson war es auch, der der Erscheinung des Unbekannten
einen Namen gab: NACHTMAHR. Dieser Name hatte nicht nur
einen wörtlichen Sinn im Vergleich zu der seltsamen Spukgestalt, die
an diesem Abend und auch an dem folgenden Abend von Bewohnern
der Straße deutlich gesehen wurde, ohne dar festgestellt werden
konnte, auf welche Weise der fremde in die Straße gekommen war
und wie er dann plötzlich in einem der Häuser verschwand.
Titus Tisson, der sich besonders für Geheimbünde interessierte, der
eine kultische Verehrung für das Seltsame, Sonderbare und Mysteriöse
hatte und Gründer der 'Bruderschaft der Wissenden' war, suchte
mit Eifer hinter das Geheimnis des NACHTMAHR zu gelangen.
Obgleich niemand der nächtlichen Beobachter die Spukgestalt klar
beschreiben konnte und jeder eine andere Darstellung gab, fand
Titus Tisson heraus, daß der unbekannte Fremde sein Spukspiel
nach einer bestimmten Regel trieb; waren hier geheimnisvolle Zusammenhänge
erkennbar, die zwischen dem NACHTMAR und der
literarischen Gilde der Blumenkinder, zu der auch GEN, der Dichter,
gehörte, der im Kellergeschoß des Haus Nr. 24 wohnte?
Zu den literarischen Produkten GENs gehörte eine phantastische
Geschichte, die, wie fast alle literarischen Erzeugnisse GENs, unvollendet
geblieben waren. GEN, ein literarischer Kleingärtner,
hatte zuweilen originelle Einfälle, die jedoch, sobald er sie poetisch
einzufangen suchte, in Nichts zerrannen.
273