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D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

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Umwallung zum Himmel.<br />

Einsam sucht ER in einer Nacht den Weg hinüber zu den Wällen,<br />

zu den Gekreuzigten. Im pfahlen Schein der Lagerfeuer sieht er ihre<br />

Gesichter, die Todesangst in den Augen der Gerichteten, hört ihre<br />

Schreie, ihr Beten und Fluchen in der Tiefe der Nacht.<br />

Entsetzen erfasst IHN, überall Kreuze mit Leibern Sterbende, Tote.<br />

ER sucht zu fliehen, im Wall der Kreuze irrt ER dem Licht der Lagerfeuer<br />

zu. Unterhalb des Walles zieht sich der Ölberg hin, dahinter<br />

vor den Mauern der Stadt das Kedrontal. Nur die Schreie der Gekreuzigten<br />

durch¬dringen die nächtliche Stille.<br />

Wortlos wankt ER an den Kreuzen vorüber, wie ein Schatten, von<br />

Kreuz zu Kreuz. Von der Stadt her weht ein modrig-süßlicher Wind,<br />

der Leichengeruch der Zehntausende, die vor der Stadtmauer in die<br />

Schlucht geworfen wurden. Im nahen Lager der römischen Legionäre<br />

ertönt Gesang, eine fremde, rhythmische Musik mischt sich grausigheulend<br />

den Schreien und verzweifelten Klagerufen der Gekreuzigten.<br />

Langsam nähert ER sich dem Lagerfeuer der Römer, oberhalb des<br />

Walles an einer der Schanzen. Ein betrunkener Soldat sieht die wankende<br />

Gestalt vom Wald der Kreuze her kommen; er ist verwirrt, so<br />

als begegne er einem Toten.<br />

Dann sieht er IHN und empfindet Mitleid mit dem dürftig bekleideten<br />

Alten. ET wirft IHM seinen Mantel über und schenkt ihm einen<br />

Kanten Brot. ER nimmt das Brot, bricht es und teilt es mit dem<br />

anderem. Der andere nimmt seinen Becher und beide trinken daraus<br />

von dem Wein, es ist Wein aus Cölesyrien, der Gegend Engedi und<br />

dem Tal Eskol.<br />

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