D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

das aus einer unendlichen Ferne kommt.
Das süßlich-faulige Nichts lähmt, es durchdringt den Raum und
kriecht in den letzten Winkel. Dr.Paris Piso kennt dieses sphärische
Nichts, er sucht das Stichwort zu einem 'Gespräch'. Es ist eigentlich
kein Gespräch, mehr ein Monolog über ein Thema, das zufällig zu
sein scheint.
Der Anatom Dr.Paris Fiso liebt das 'Selbstgespräch' in dem Raum
mit den hohen, kahlen Wänden, es verhüllt und legt einen Schleier
des Menschlichen auf das Nackte und Tote, an dem die Hände mit
dem Seziermesser arbeiten.
„Der vierte Suizid in diesem Jahr. Ein alter krebskranker Mann, eine
Kleptomanin im Klimakterium, ein Halbwüchsiger mit pupertären
Depressionen, alles klare Suizid-Fälle. Nun dieses Mädchen, jung,
schön. Diese heiter wirkenden Züge um Mund und Augen!"
Dann eine Weile wieder die kalte Stille im Raum. Nur die Sezierinstrumente
klirren dumpf beim Trennen des Fleisches von den Knochen.
„Heiterkeit ist des Herzens ursprüngliches Wesen, sagt Wang Yang-
Ming“. Mit einem glatten Schnitt trennt der Anatom die musculi
intercostales ext. Von der zweiten Rippe mit dem Brustbeinrippengelenk.
"Die Suizid-Lote bei den Chinesen war stets schon sehr gering, das
hängt offenbar mit der Kunst des Glücklichseins zusammen, der
Harmonie einer natürlichen Ordnung, einer Mitte, die im erreichbar
Realen eingebettet ist, im Bewußtsein des Wirklichen.... Des Wirklichen
in seinem klaren Gesetz."
Dr.Paris Piso besitzt in seiner privaten Kunstsammlung, ein Becken
aus der späten Ming-Zeit um 1700. Das schüsselförmige, zylindri-
375