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So hatten, was die Studiengruppe ebenfalls feststellte und eingehend<br />

analytisch zu deuten suchte, die Bewohner der Straße kaum ein<br />

‚Staats‘-Gefühl. Dieses war ihnen fremd, ihre Kontakte mit der<br />

Umwelt waren begrenzt, sie bildeten eine homogene Gemeinschaft,<br />

die nahezu autarkt in allen ihren eigenen Dingen und Geschäften<br />

lebten. Das Sonderbare dabei war, daß sie dennoch in fast kindlicher<br />

Neugier allem aufgeschlossen waren und eifrig nach dem 'Neuen‘<br />

suchten, das die Welt verändern sollte. Ihre eigene Welt dagegen<br />

verteidigten sie eifersüchtig; eine größere Gemeinschaft als die Straße<br />

konnten sie sich nicht vorstellen und wünschten sie auch nicht.<br />

Im Rahmen der Untersuchung über das Kommunikationsverhalten<br />

hatte die Studiengruppe auch das fehlende 'Staats'-Gefühl der Bewohner<br />

der Straße analysiert und in einem gewissen Umfang von<br />

'Anarchismus' und 'Nihilis­ mus' gesprochen. Typisch schien der<br />

Studiengruppe der Kreis der 'Bumenkinder der Traumstraße', von<br />

dem bekannt war, daß er Zusammenkünfte in einem Cafe am Ende<br />

der Straße abhielt und dessen Mitglieder nach dem berühmten historischen<br />

Vorbild der 'Gesellschaft der Dreißig' revolutionäre Ideen<br />

verkündete und Thesen für eine bessere Welt aufstellte. Darin sah<br />

die Studiengrupp e eine zersetzende gesellschaftspolitische Tätigkeit,<br />

die in einem schroffen Gegensatz zu dem idyllisch-bürger­lichen<br />

Erscheinungsbild der Straße stand. Mit dem Gespür von Geheimdienstlern<br />

hatten Mitglieder der Stndiengruppe die Herkunft, Lebensweise<br />

und Verbindungen der Angehörigen des Clubs erforscht,<br />

waren aber zu dem überraschenden Ergebnis gekommen, daß die<br />

nächtlichen Revoluzzer in dem Cafe durchaus friedliche Bürger der<br />

Straße waren, sich beim jährlichen Umgang als Mitwirkende auszeichneten<br />

und in den Dichterzirkeln verträumte Verse eines satten<br />

Lebensgefühls vortrugen.<br />

Einen verhältnismäßig breiten Raum nahmen die soziopsychologischen<br />

Aus­ wertungen hinsichtlich des jährlichen Umgangs der Straße<br />

ein; der Studien­ gruppe kam es wohl darauf an, nicht nur die<br />

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