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nigten sich das Unendliche und das Ewige in einem winzigen Ausschnitt,<br />

vom Material und Hand-Werk her begrenzt und dem Menschen<br />

in seinem eigenen Raum nahe und dienstbar. In dieser Kunst<br />

offenbarten sich Dichtung, Malerei und Architektur in vollendeter<br />

Harmonie; im Haus des Teppichknüpfers Osius wurde diese Harmonie<br />

auf quadratischen Feldern, in flächigen Ranken, symmetrischen<br />

Rhomben und Rauten, in der unendlichen Mannigfaltigkeit<br />

der Formen, dem Gesetz der geometrischen Ordnung und im<br />

Reichtum der stilisierten Ornamentik zu einem 'gläsernen Meer von<br />

Kristallen', wie Osius seine Sammlung bezeichnete.<br />

In jungen Jahren hatte Osius in einer Reihe bedeutender Teppichknürfereien<br />

gearbeitet, in Konya, Panderma, Smyrna und Caesaria;<br />

eine seiner großen Reisen führte ihn bis zum persischen Täbris, wo<br />

er neue Muster und Techniken kennen lernte, wie das Überlagern<br />

des Rankensystems, eines Paradies- oder eines Gartengrundmusters<br />

mit einem großen Medaillon und das Füllen des Mittelfeldes mit<br />

einem Netz kleiner, aus Schildern zusammengesetzten Medaillons.<br />

Osius' eigene Teppiche zeigten in Knüpfdichte, Farben, Master und<br />

Material persische Einflüsse auf; in seinen Entwürfen waren ornamentale<br />

Motive und Symbole rustikal abgewandelt, seine Knüpfteppiche<br />

waren. in einer eigenen.Formensprache gestaltet, die in ihrem<br />

Dekor stark von den smyrnischen Werkstätten beeinflusst war.<br />

Osius kannte Herhunft und Besonderheiten aller seine Teppiche;<br />

jeder von ihnen hatte einen eigenen Namen. Ein Teppich aus einer<br />

Knüpferwerkstatt in Caesaria, den er wegen seiner kräftigen Farben<br />

und reichen Musterung besonders schätzte, nannte er ‚Blühender<br />

Rauhreif', er lag in der hatte des großen Wohnraumes, in dem Osius<br />

seine Gäste empfing. In ihm spiegelte sich der weiße Firn der Gipfelgrate<br />

des Argäus im reinen Blau des Himmels wider, weich und<br />

makellos in dem zarten Spiel der geknoteten Schuß- und Kettfäden.<br />

Osius' Beschreibung der einzelnen Stücke seiner Sammlung eröffnete<br />

den Gästen eine fremde Welt, die Magie menschlicher Träume, in<br />

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