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sen, alle die Jahre und Tage und Nächte eines in Gedanken vollzogenen<br />

Mords, den sie nun gestand.<br />

Das Boulevardstück endete, wie alle diese Stücke enden: mit einem<br />

billigen Gag, - der verschwundene Ehemann taucht plötzlich wieder<br />

auf, als der Detektiv zu einem Schäfererstündchen bei der geständigen<br />

'Witwe‘ weilt. Happy end: Der Ermordete lädt den überraschten<br />

Liebhaber seiner Frau zu einer Coctailparty ein. Für Lucius R. kam<br />

es in dieser Schlußszene darauf an, als Detektiv in der peinlichlächerlichen<br />

Situation den Bühnenclown zu spielen, was ihm kläglich<br />

mißlang.<br />

+<br />

Seitdem das Schauspielerehepaar in der Dachwohnung des Hauses<br />

23 lebte, war er als kleiner Chargenspieler an dem Boulevardtheater<br />

am Park tätig. Die großen Rollen spielten bekannte Bühnen- und<br />

Filmstars, er mußte sich mit kleinen Nebenrollen begnügen; in diesen<br />

Gesellschaftsstücken waren es meist Butler, Domestikengestalten,<br />

denen er mit seiner sonoren Stimme Würde und Haltung zu<br />

geben versuchte. Er sprach sehr akzentuiert, sein Organ war wenig<br />

modulationsfähig, was ihm einst als junger Held in klassischen Stücken<br />

sehr zustatten gekommen war; solche pathetische Sprechweise<br />

war in den modernen Stücken unmöglich, nur die Butler und gespreizten<br />

Gecken konnten sich derartige Geziertheiten der Ausdrucksweise<br />

leisten. So blieben Lucius R. bei den Rollenbesetzungen<br />

nur kleine Chargen, er litt unsäglich unter der Demütigung, die ihn<br />

Abend um Abend immer wieder aufs Neue erniedrigte.<br />

Wenn er seine kleinen Rollen in dem schrägen Dachzimmer seiner<br />

Wohnung einstudierte, kam ihm der Ekel vor diesem schäbigen<br />

Geschäft im Glanz eleganter Roben und einer Clique, die nur wegen<br />

des Star‘s X. das Boulevardtheater besuchte. Dann kam das große<br />

Elend über ihn, fünf Tage lang, von der Premiere bis zur Routi-<br />

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