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Es war auch eine zweite Version bekannt, nach dieser Version war<br />

der Name eine Verquickung von 'Marsipan' und Marzipan. Wegen<br />

seines auffälligen Gehabes und der betont militärisch-steifen Haltung<br />

wurde der General a.D. von den unteren Chargen Marzipansoldat,<br />

genannt, eine mehr allgemeine Charakterisierung für jene<br />

Gattung militärischer Personen, die ihren Beruf um des bunten Rockes<br />

willen über alles liebten.<br />

Die beiden Töchter des Generals a.D. nannten ihn 'Pan', eine familiäre<br />

Mischung von Fürst, Papa und dem arkadischen Gott der Hirten<br />

und Herden, mit dem der General a.D. keine Ähnlichkeit hatte. Die<br />

Leute in der Straße kennten den General a.D. kaum; einige von<br />

ihnen hatten ihm den Namen ‚Dovregreis‘ gegeben, denn sein bärtig-feistes<br />

Gesicht glich einer Illustration im Laden des Antiguitätenhändlers<br />

Titus Tisson, auf der Dovregreis, der König der Trolle<br />

in Ibsens 'Peer Gynt', umgeben von Hoftrollen, Wichtelmännchen<br />

und Kobolden, mit Krone und Zepter in seiner Königshalle residierte,<br />

als Lithographie dargestellt war.<br />

An diesem Sonntagvormittag war das Gesprächsthema aktuell. Man<br />

sprach während der Frühstücksrunde eifrig über den Mordfall im<br />

Haus K 29, über den die neuen nächtlichen Partner der Generalstöchter<br />

eingehend unterrichtet wurden, obgleich niemand Näheres<br />

über die Mordtat wusste. Man diskutierte über Tatmotive und Täterkreis;<br />

es zeigte sich, daß es völlig andere Perspektiven geben<br />

konnte, je nach Nähe des Standortes. Für den General a.D., dessen<br />

Passion immer schon die Lektüre einschlägiger Kriminalliteratur war<br />

und der seit seiner Pensionierung (wie bereits erwähnt) ohne Erfolg<br />

mehrere kriminalistische Romane und Stücke verfasst hatte, stand es<br />

fest, daß es sich im Falle K 29 um keinen gewöhnlicher Mordfall<br />

handeln konnte, daß vielmehr politische Tatumstände mitspielten.<br />

Zwar hatte der Ermordete niemals eine eigene politische Meinung<br />

geäussert und eine solche auch niemals besessen; seinen Verdacht<br />

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