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ute der himmlischen Heerscharen aufwies, vielmehr dem das Laster<br />

darstellenden Jüngling mit Schlange an der Bronzetür des<br />

Nowgoroder Domes glich.<br />

Die Züge des Gesichts waren deutlich von den Merkmalen eines<br />

chronischen Magengeschwürs geprägt; der unbekannte Meister hatte<br />

offensichtlich die aussergewöhnliche Lebensgeschichte des Heiligen<br />

und seinen von Melancholie und Weltschmerz gezeichneten Kampf<br />

mit der eigenen Natur gekannt. Es war das Antlitz eines von Gott<br />

Gezeichneten, der am Berg der Erkenntnis furchtsam zurückgewichen<br />

war vor dem Bild der Versuchung der Wahrheit; es lag eine<br />

tiefe Enttäuschung in den Augen des frühen christlichen Bekenners<br />

der die Verstrickung des Geistes im Ausloten des Logos in der<br />

Dürftigkeit des Wortes und der Sprache früh erkannt hatte.<br />

So war der Heilige für Pater Augustin ein Gescheiterter, und darin<br />

fand er Trost und Kraft zu seinen biographischen Aufzeichnungen<br />

über Leben und Werk des Patrons der Dichter und. der Straße.<br />

Die Aufzeichnungen, wie Pater Augustin die biographischen Studien<br />

über den Heiligen von Nazianz bezeichnete, waren weniger eine<br />

chronologische Darstellung, vielmehr der skizzenhafte Aufriß in der<br />

Verschlüsselung der Handlung und Personen, eine innere Abrechnung,<br />

unklar und fragmentarisch. Mit topographischer Akribie war<br />

das antike Bild der kappadozischer Provinzstadt gezeichnet. Dem,<br />

der die Strasse, die Häuser und die Menschen in der Welt des Paters<br />

Augustin kannte, wurden die Parallelen der Ereignisse und Schicksale<br />

im Widerspiegeln zweier Welten sichtbar, die mit einem Male<br />

einander ähnlich wurden. Hinter diesem Kaleidoskop des bunten<br />

Straßenbildes von Nazianz verbarg sich die stumme Klage des Heiligen,<br />

der unter den Händlern, den Töpfern und Teppichknüpfern<br />

und Kupferschmieden lebte.<br />

In Pater Augustins Aufzeichnungen über das Leben des Heiligen<br />

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