D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

sprachen von einer Liaison mit einem verkrachten Edelmann. Die
kleine Episode wurde vergessen, die Duchessa war wieder da, lebte
in ihrer alten Wohnung im dritten Stock des Hauses K 35. Es war
wieder alles wie in den langen Jahren, in denen die Duchessa eine
bedeutende Rolle in der Straße spielte.
Dieses Rollenspiel hatte einen operettenhaften Glanz, einen müden,
abblätternden Glanz; jetzt noch, wenn die Duchessa auf die Straße
tritt und die Häuserzeilen entlang geht, scheint ihre Gestalt wie 'verklärt'.
Die Duchessa hat Vergangenheit, sie hat die Geschichte der
Straße in zwei Generationen mitbestimmt.
Dichter haben sie besungen, Künstler schufen 'Bildnisse nach ihrem
Bilde'. In einem Roman, der zu einer Zeit erschienen war, als noch
ein lyrischer Realismus die modische Literatur beeinflußte, verglich
einer der dichtenden Jünglinge der Straße sein Liebesschicksal mit
dem schwarzen Skarabäus, der sich in den Kelch einer Rose ein
schließt und in ihr lebt, bis sie ihre Blütenblätter über ihn schließt
und er in der letzten Umarmung erstickt, im Schoße der Blume
stirbt, die er erwählt hat.
Das Skarabäus-Drama des jungen Theologiestudenten und Dichters
löste damals einen Skandal aus, der heute längst vergessen ist, wie
sein Roman, der sich durch seine Milieuschilderung der Strasse auszeichnete.
Am 40.Todestag des durch das Liebesdrama aus dem Leben geschiedenen
Theologiestudenten fand eine Gedächtnisfeier statt, bei
der ein Jugendfreund des Dichters und der Duchessa jene entscheidende
Szene aus dem Roman vorlas, in der die erste Begegnung der
beiden Liebenden geschildert wurde. Da kaum mehr ein Exemplar
des Buches aufzutreiben und auch das Manuskript des Romans verschollen
ist, hat die Szene biographischen Wert. Der Wortlaut der
Romanszene ist originalgetreu wiedergegeben:
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