D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

Der ganze Haushalt wirkte schäbig, obgleich sie sich alle Mühe gegeben
hatte, ein wenig Gemütlichkeit in ihrem bescheidenen Heim
zu schaffen.
Als ob er auf das Stichwort gewartet hätte, den Konfliktstoff für drei
Akte, wie sie sagte, griff er das Thema gierig auf.
„Dir genügen wohl drei Akte für einen Konfliktstoff nicht, was?
Deine Szenen in dieser Komödie dauern länger, nun schon dreizehn
Jahre. Dreizehn Jahre lang spielst Du Akt um Akt. Glaubst Du, daß
Dein Spiel einfallsreicher ist?"
Die Wände in dem Neubau waren dünn; wenn der Schauspieler
seine eigene Rolle im Leben spielte, diese täglichen Auseinandersetzungen
mit seiner Frau, hörte nicht nur die benachbarte alleinstehende
Witwe dieser hauten ehelichen Unterhaltung zu. Alle Bewohner
des Hauses kannten die täglichen Szenen in der Mansardenwohnung
des Schauspielerehepaares. Was bei diesen Szenen echt war
und was gespielt, konnten die Mitbewohner immer bei einem Theaterbesuch
feststellen, in dem Lucius R. seine bescheidener Nebenrollen
spielte.
In dem um diese Zeit auf dem Spielplan angezeigten Boulevardstück
war der Hauptakteur verschwunden. Er selbst spielte nicht, denn die
Story begann nach seinem geheimnisvollen verschwinden. Es steigerte
die dramatische Spannung, daß seine eigene Frau verdächtigt
wurde, ihn beseitigt zu haben. Eben das sollte der Darsteller Lucius
R. als Detektiv herausbekommen.
Was er erreichte, war, daß die Frau des Verschwundenen, schließlich
selbst nicht mehr wußte, ob sie das wirklich getan hatte, was sie
jahrelang heimlich tun wollte: den verhaßten Mann beseitigen. Ein
Mord in Gedanken, für den psychoanalytischen Autor des Stücks
kam es darauf an, sie die ganze Pein der Schuld durchleben zu las-
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