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Erinnerung, es sind Galerien der Träume in durchwachten Nächten,
Gesichter und Bilder, in denen die Straße mit ihren Menschen zu
fratzenhaften Schemen erstarren.
Auch das alte zweistöckige Haus schräg gegenüber ist vom Atelierfenster
des Malers aus gut zu sehen. Es ist eines der ältesten Häuser
der Straße, die Putzfassade ist stark verwahrlost. Eine Holztür im
Erdgeschoß mit Rokoko-Dekor und einem schmiedeeisernen Gitter
gibt dem alten Haus etwas vom alten Glanz, der längst verblichen
ist.
In dem alten Haus wohnt im Kellergeschoß GEN, der Dichter.
GEN ist einer der Produktivsten der Literaten der Straße, er gehört
zur Gilde der 'Blumenkinder der Traumstraße'; die zu den eifrigsten
Mitwirkenden des alljährlichen Umgangs zählen. GENs Behausung
liegt auf der Schattenseite der Straße, was seiner literarischen Produktion
kaum schadet.
Er ist ein Ingenieur der Musen mit festen Denk-Modellen; der Produktionsausstoß
füllt seine Regale, eine Fülle von Sentenzen, Zitaten,
Aphorismen, Epigrammen und rhythmischen Allegorien. Alles
ist System im Schaffen GENs, literarische .Akrobatik. GEN ist ein
vollendeter Epigone, Herausgeber der Zeitschrift 'Die Traumstraße',
ein Blättchen, das regelmässig über Ideen, Pläne und musische Vorhaben
berichtet, die niemals verwirklicht werden. Die 'Traumstraße'
gibt Stoff für ganze Bibliotheken von Geschichten, Novellen, Romanen
und Dramen. Die 'Blumenkinder der Traumstraße nennen
ihr Produkt 'Traumblüten'. Ihr Milieu ist die Straße, die von ihnen
immer wieder als 'Stoff' behandelt wird. GEN, der Dichter im Kellergeschoß
des alten Hauses, rühmt sich, einen neuen literarischen
Stil erfunden zu haben durch sein System fester Denk-Modelle.
GEN lebt vom schalen Abglanz seines Epigonentums und gilt in
der Straße als Genie.
Unter dem breiten Krüppelwalmdach des dreigeschossigen Hauses
gegenüber der Kellerwohnung GENs leben einunddreißig Men-
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