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Die physiognomische Chiffrierung eines 'Denkmals‘ entsprach wohl
mehr der großen Verehrung für den Begründer der Akademie als
dem wahren 'Bild', das der Maler in seinem Skizzenbuch in Gestalt
und Erscheinung gleichsam aus innenperspektivischer Sicht geschaffen
hatte. Darin war nichts Fremdes, und das schwer zu Deutende
in Wesen und Ausdruck wurde in den Blättern zur Nähe tief erlebter
Begegnungen.
An dem Türschild der Etage des Hauses K 36 stand der Name Michele
Caprioli. Seine Freunde und Bekannten nannten ihn 'Michelangelo';
diese Bezeichnung stammte aus jenen Jahren, in denen
er während des Studiums auch Vorlesungen über die Kunst des
Quattrocento gehört und einige Zeit in Florenz verbracht hatte.
‚Michelangelo‘ war später zurückgekehrt und hatte an einem Hügel
nahe dem 'Tal der Stille‘ seine Akademie gegründet. In Florenz war
er dem Maler aus dem Dachatelier in Haus K 29 begegnet, diese
Begegnung führte zu einer Freundschaft, die ‚Michelangelo‘ veranlaßte,
die Wohnung in Haus K 36 gegenüber Haus K 29 zu mieten.
Erst in reiferen Jahren, als er die Fünfzig bereits überschritten hatte,
lernte 'Michelangelo‘ die junge Micaela kennen. Sie studierte Kunstgeschichte;
auf 'Michelangelo‘ machte sie einen besonderen Eindruck,
da sie in ihrem Aussehen, in ihrem Wesen und ihrer Haltung
dem Bildnis der Lucrezia Panciatichi von Angelo Bronzino in den
Uffizien entsprach. Micaela hatte die natürliche Grazie der jungen
Frau des Bartelommeo Panciatichi, dessen Bildnis ebenfalls von dem
Hofmaler der Medici stammte.
Nach ihrer Hochzeit lebten Michele und Micaela kurze Zeit in Florenz,
nahe der Kirche Santa Croce in der Via dei Malconcenti, der
Straße der Unzufriedenen, deren tote Häuserfronten keineswegs
unfreundlich wirkten. Micaela begegnete in den Uffizien ihrem
Ebenbild, sie fand, daß 'Michelangelo‘ der Würde und dem Ernst
des Bartelomneo Panciatichi entspreche. Die Ähnlichkeit mit den
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