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hatte das schmalbrüstig e Haus mit seiner ärmlichen Eleganz aus<br />

dem vorigen Jahrhundert in den Jahrzehnten nicht gestört, in denen<br />

er in dem Haus lebte.<br />

Sein Leben hatte sich im Amt abgespielt, Tag für Tag, Jahr für Jahr.<br />

Das Amt war seine Welt; in dieser Welt ertrug er die Straße, die<br />

Häuser und die Menschen, die in den Häusern lebten und die er<br />

kannte wie die Akten, die er Tag um Tag bearbeitete.<br />

Erst an dem Tag, an dem Herr Yton seine Tätigkeit wegen Erreichens<br />

der Altersgrenze zwangsweise hatte beenden. müssen, empfand<br />

er mit einem Mal die Enge des Hauses und des Erkerfensters.<br />

Die Enge und die Leere, die er wie einen gähnenden Abgrund spürte,<br />

schienen ihm unerträglich. Die Leere, in die er sich hineingestossen<br />

fühlte, führte ins Nichts; das lag vor ihm, finster, unerbittlich,<br />

gnadenlos.<br />

Das alles hatte ihn überrascht, war mit einem Mal über ihn gekommen.<br />

Dabei war er über vierzig Jahre lang darauf vorbereitet, auf<br />

diesen Tag, diese Stunde, die sie alle einmal erlebten, die im Amt mit<br />

ihm waren. Sie alle wussten es, spürten in den. letzten Monaten und<br />

Wochen die Angst, die eisige Kälte, die sie plötzlich umgab, als ihre<br />

kleine Macht zu Ende ging. Auch Herr Yton hatte dieses Ausgestossenwerden<br />

erlebt, die verlogene Abschiedsrede des Amtschefs, hinter<br />

dem schon der Neue stand, der nun am Schreibtisch im Zimmer<br />

296 saß. Ein anderer Name stand nun auf dem Schild am Eingang<br />

zum zum Zimmer 296, sonst hatte sich nichts geändert. Die Akten,<br />

die ich Schriftstücke, die Entscheidungen liefen durch Zimmer 296<br />

in tödlicher Routine.<br />

Nur für Herrn. Yton war alles anders geworden. Wenn er am Morgen<br />

durch die schmale, hohe Fensterlücke hinaussah, konnte er auf<br />

der Straße die Menschen sehen, geschäftig, eilig, alle irgend einem<br />

Ziel zustrebend. So war auch er in den langen Jahrzehnten am Morgen<br />

ins Amt geeilt, die Aktentasche unter dem Arm, alle Tage den<br />

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