D E R F A L L T 0 R T 0 R 0 T 0 T

Haus, die anderen seit ‚Menschengedenken'. Alle hatte ein seltsames
Gefühl von Kollektivhaß zu einer verschworenen Gemeinschaft
zusammengeschmiedet, ohne daß man je ein Wort darüber gesprochen
hatte.
Es gab geheime 'Chroniken' über das, was in den Jahrzehnten sich in
dem Haus ereignete, in ihnen waren die unzähligen kleinen Bosheiten,
Schikanen und Widerwärtigkeiten bis in alle Einzelheiten verzeichnet.
Niemals aber war eine Gelegenheit gekommen, die 'Dokumente
gequälter Seelen', die bei den Aussagen einmal erwähnt
wurden, bekannt zu geben.
Für die Untersuchungskommission bot solches unerhofft ans Tageslicht
gelangende Material wertvolle Hinweise über mögliche Hintergründe
des 'Falles'. Eines der Dokumente, das eine Ansammlung
von Aufzeichnungen, die über ein Vierteljahrhundert zurückreichten
und gleichsam die Geschichte des Hauses mit der grünlichen Jugendstilfassade
darstellte, wurde zu den Untersuchungsakten genommen.
Was die Aufzeichnungen im Einzelnen enthielten, wurde nie bekannt.
Aus den Protokollen über die Vernehmung der Hausbesitzerin
und ihrer Ange­ hörigen ergaben sich jedoch Rückschlüsse und
Zusammenhänge, die dem 'Fall' ihren eigenen Akzent verliehen.
Der 'Fall', so unbedeutend er vom Kriminalwissenschaftlichen her
für die Mitglieder der Kommisston war, verdichtete sich aus der
Perspektive der Straße, ihrer Besonderheit und ihren Merkwürdigkeiten,
zu einer 'Comédie humain'; in einem Bericht der Untersuchungskommission,
der dem umfangreichen Akt beigegeben wurde,
ist die Geschichte des Hauses K 29 chronologisch dargestellt, die
fast literarische Dokumentation eines Gebäudes, dessen Bewohner
eine ganze Epoche dieser Straße widerspiegelten. Dieser Bericht der
Kommission, in erster Linie für kriminalistische Zwecke zur Aufde-
79