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Giftmorde, die offensichtlich aus Fachbüchern stammten. In einer<br />

Aufstellung waren nahezu. alle Arten der Giftbeibringung aufgeführt:<br />

durch die Haut, Vergiftung durch Kleidungsstücke und Gegenstände,<br />

Gift an Briefen, Büchern, Münzen u. a. ( Lucia Rosan<br />

hatte eine kleine Münzsammlung). Besonderes Interesse bewiesen<br />

Notizen über die Geschichte der Giftmorde, wobei vor allem die<br />

Rolle von Frauen als Giftmischerinnen in den Jahrhunderten verzeichnet<br />

war.<br />

Mit einer bemerkenswerten Kenntnis hatte Leonca Rosan die Epochen<br />

der Geschichte durchforscht. Überall Gift, in Schlössern und<br />

Burgen, in Palästen und Salons, überall dieser schleichende, unheimliche<br />

Tod, leise, unmerklich und lauernd. Die Säfte, Pulver, Dämpfe,<br />

die eine liebenswürdige Hand bereithielt, lächelnd, im gastlich bereiteten<br />

Mahl und Trunk gereicht.<br />

Das schmale Tagebuch enthielt eine sorgsam zusammengestellte<br />

Galerie der Giftmischer, Namen aus glanzvollen Herrscherhäusern<br />

und Geschlechtern , Figuren in Szenen lautloser Tragödien hinter<br />

verschwiegenen Türen, in Boudoirs und prunkvollen Gemächern, in<br />

denen die Wände die schwarzen Gedanken des Giftmörders verschluckten<br />

und das geheim verborgene Spiel um Leben und Tod<br />

einen Ahnungslosen in Qualen vernichtete. Haß, Rache, Herrschsucht<br />

und Gier nach Besitz: in goldenen Rahmen hingen die Porträts<br />

in der unsichtbaren Galerie, die Giftmischer im alten Griechenland<br />

und Rom, am byzantinischen Hof, in den Geschlechtern der Visconti,<br />

der Sforza, Medici, Scaliger, Anjou und der Borgia. Die Marquise<br />

von Brinvilliers, die in der makabren Galerie einen besonderen<br />

Platz einnahm. Dazu Giftbezeichnungen, die Geschichte machten,<br />

‚Poudre de succession‘, das Gift der Brinvilliers, die Aqua Tofana<br />

der Borgia, die Mattigkeit und Körperschwäche, Abmagerung und<br />

Fieber verursachte und an der Leiche keinerlei deutbare Veränderungen<br />

aufwies. Die Aquetta war Mitte des 17. Jahrenhunderts in<br />

Palermo von der Tofana hergestellt worden und siebzig Jahre später<br />

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