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Nichts ist aus dem kurzen Aktenbericht über die unbekannte Tote
zu erfahren, keine Angaben über ihre Herkunft. Wie ist das junge
Mädchen zu dem abgelegenen See gekommen? Man hat sie nahe am
Ufer im seichten Wasser gefunden. Niemand in der Gegend kannte
die Tote; die Unbekannte muß eine Fremde sein, die dunkelsamtene
Hautfarbe und das leichtschwülstige ihrer Lippen lassen vermute,
daß die Tote aus einem südlichen Land stammt. Ihr Anblick erinnert
mich immer wieder an die Göttin Satis. Die Göttin hatte einen
Liebhaber, einen kleinen Weinbauern am Nil, den sie heimlich des
Nachts in seiner Hütte besuchte, Irgend ein Dichter hat diese nächtlichen
Begegnungen der Göttin in der Hütte des Weinbauern am Nil
filigranhaft zart beschrieben. 'Das Mirakel der Göttin Satis' war der
Titel jener Novelle.
In der frühen Morgenstunde liegt dumpfe Kühle über dem Raum
mit dem schmalen Metalltisch. Das grelle weiße Licht wirft harte
Schatten, die Stille im Raum hängt an den kahlen Wänden wie das
Grauen in den Galerien der unterirdischen Totenstadt von Paris, An
'U 17/6'.arbeiten mit routinemässiger Perfektion die Seziermesser;
die Gestalten in weißen Kitteln, über den marmornen Körper gebeugt,
erscheinen. maskenhaft, ihre Bewegungen mechanisch. Die
Szenerie ist 'stimmungsvoll' in der Präzision einer Bühneneinstudierung,
die die kalkig-kalte Starre der hohen Wände kalkuliert reflektiert.
Diese kalkig-kalte Starre des Raumes erweckt zunächst Leere, und
die Worte, die der Anatom Dr.Paris Piso spricht, anweisend, erklärend,
zersplittern an den Wänden wie Glas. Alles klingt in diesem
Raum monoton, fern, gefrierend.
Dann wieder Stille, nur der stumpfe Ton der Instrumente, die den
marmornen Körper auf dem Seziertisch öffnen. Die Stille hat einen
tonigen Klang, sie füllt den hoben Raum aus, ein feines Rauschen,
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