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Anteil mehr nehmen wollte.<br />

Obwohl Apoll sein Haus nur selten verließ und meist zwischen seinen<br />

Büchern im großen Zimmer auf der Gartenseite im ersten Stock<br />

den Tag bis tief in die Nacht verbrachte, war er offenbar aufs genaueste<br />

über die Vorgänge in der Welt unterrichtet. Er wusste die vertraulichsten<br />

Dinge aus den Kreisen der Politiker, Diplomaten und<br />

Wissenschaftler in den Hauptstädten, hatte genaue Kenntnisse über<br />

die neueste Literatur, besaß eine umfangreiche Bibliothek, bevorzugte<br />

Geschichtswerke und Memoiren gescheiterter Staatsmänner und<br />

hatte ein phänomenales Gedächtnis für Geschichtszahlen und historische<br />

Persönlichkeiten, vor allem des früheren und späteren Mittelalters.<br />

Er kannte weite Stellen der Psalmen Davids, des Korans, Homers<br />

Ilias und Odyssee, Miltons verlorenes Paradies und Goethes Faust in<br />

ihrer Sprache; auch die Werke der französischen Klassiker, Rochefaucaulds<br />

Maximen und Francois Villons Verse waren ihm geläufig<br />

wie die Lieder des Mönchs Gotamo, Buddas und die Weisheiten des<br />

Talmud.<br />

Es war Apolls heimlicher Kummer Zeit seines Lebens gewesen, dass<br />

er die köstlichen Früchte der Dichtungen geniessen, es aber selbst<br />

zu keiner orginellen Zeile hatte bringen können.<br />

Er war ein Liebhaber, der in fremden Gärten wandelte, was ihn nur<br />

wenig über den mangelnden eigenen Besitz hinweg tröstete. Da AB<br />

niemand in seinem Haus empfing und es selten verließ, fand sich<br />

nur eine Möglichkeit, Auskunft über den sonderlichen Bewohner<br />

dieses Hauses zu erlangen. Wie viele solcher abgeschlossen lebenden<br />

Menschen mit bescheidenen literarischen Ambitionen war auch<br />

Apoll ein passionierter Briefeschreiber. Er hatte eine ausgedehnte<br />

Korrespondenz und schrieb täglich eine Anzahl Briefe, meist an die<br />

gleichen Adressaten. Es schien, als würde er in tagebuchartiger Folge<br />

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