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enutzbare Liegestatt hin und wieder zu Schäferstündchen verwendet<br />

wurde, wenn ein Käufer sich erbot, die schmalbrüstige und<br />

dürrbeinige Trödlerin zu umarmen, hatte sich herumgesprochen.<br />

Ein alter Schrank war es, dem das Kind der Euphemia Ratto seine<br />

Existenz verdankte. Der alte Schrank stand schon nahezu ein halbes<br />

Jahr an einer linken Seitenwand des kleinen Zimmers der Trödlerin,<br />

zusammen mit einem halbhohen dreibeinigen Tisch, einer Truhe<br />

und mehreren geflochteten, gedrechselten und mit verschlissenem<br />

Plüsch bezogenen Stühlen. Auch eine Bettlade befand sich in dem<br />

Raum, auf der ein imitierter 'Perser' und gebrauchtes Bettzeug lagen.<br />

Die Trödlerin hatte den Schrank bei einer Auktion billig erstanden,<br />

seitdem stand er in der Kammer. Es war ein einfacher Kleiderschrank,<br />

ein ziemlich wertloses Möbel mit zwei gleich großen Türen,<br />

die beim öffnen in den Scharnieren quietschten. Die Ecken waren<br />

abgestossen, das Holz der Seitenteile hatte Risse. Solche gebrauchte<br />

Möbelstücke fanden meist nach kurzer Zeit einen Käufer, der alte<br />

Schrank blieb jedoch aus unerklärlichen Gründen unverkäuflich.<br />

Dann kam doch überraschend ein Interessent, der den alten Schrank<br />

genau betrachtete, Höhe, Breite und Tiefe ausmaß und Überlegungen<br />

anstellte, wie weit Alter, Wert und Preis des alten Möbelstücks<br />

übereinstimmten. Es kam zu einem largem Diskurs, der Kunde war<br />

offenbar geneigt, den Kaufpreis zu zahlen, wobei er Andeutungen<br />

machte, die ganz eindeutig darauf hinzielten, für den zu erwerbenden<br />

alten Schrank einen Preis zu zahlen, der durch einen anderen<br />

Handel zu rechtfertigen sei.<br />

Die Trödlerin tat zunächst überrascht über die Art, in der der völlig<br />

unbekannte Kunde das abzuwickelnde Geschäft mit ihr besprach.<br />

Der Mann, wohl Mitte fünfzig und schon stark grauhaarig, war einfach<br />

bekleidet und sprach einen fremden Dialekt; er schielte mit<br />

dem rechten Auge, so daß schwer zu erkennen war, wohin er blickte.<br />

Das Ansinnen des Fremden, sein seltsamer Blick und die Kühle,<br />

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