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in Skandale verwickelt. Niemand weiß wirklich, was sich einst zugetragen<br />

hat, was bekannt geworden ist, blieb immer im Halbdunkel<br />

von Gerücht. und Phantasie. Die Leute meiden Darius Xirelli, meist<br />

besuchen nur Fremde seine Waffen- und Uniformenkammern in der<br />

großen Etage des Hauses mit der eisernen Ladentür.<br />

In früheren Jahren befand sich die 'Duchessa' unter den Mitwirkenden<br />

beim Umgang, meist thronte sie als Maria Magdalena auf dem<br />

geschmückten Wagen der Patronin der lebenfreudigen Liebesdienerinnen.<br />

Nun ist sie alt und erlebt die festliche Prozession an ihrem<br />

Fenster in dem dreistöckigen Haus mit den Erkern an der westlichen<br />

Fassadenseite. Die 'Duchessa' spielte in jungen Jahren eine bedeutende<br />

Rolle in der Straße, die 'Duchessa' hat Vergangenheit. Sie hat<br />

die Geschichte der Straße in zwei Generationen mitbestimmt. Nun<br />

lebt sie im dritten Stock des alten Hauses, ihr eigentlicher Name ist<br />

Marletta. Marletta war einmal die Königin der Straße, Künstler haben<br />

sie gemalt, Dichter in Liebesversen besungen. Nun lebt die 'Duchessa'<br />

in ihrem Wohnzimmer, umgeben von vergilbten Fotos,<br />

Zeichnungen und Skizzen; sie zeigen Marletta, die Diseuse, die<br />

Tänzerin, das Modell und die Geliebte. Pater Augustin winkt zu ihr<br />

hinauf, er verehrt Marletta, die hin und wieder im 'Kokon' am<br />

Abend erscheint und Verse rezitiert.<br />

In dem schmalbrüstigen Haus mit den engen hohen Fenstern gegenüber<br />

dem Haus, in dem Marletta wohnt, erlebt Herr Yton die<br />

Welt der Straße aus dem Spalt seines Erkerfensters. Für Herrn Yton<br />

hat sich das Leben im Amt abgespielt; er ist nun 'i.R.' und erforscht<br />

sein Inneres in auto­ biographischen 'Memoiren eines Toten'. Herr<br />

Yton erlebt das Schicksal eines nutzlosen Insekts und versucht seinem<br />

Leben einen neuen Sinn zu geben. Pater Augustin sieht Herrn<br />

Yton immer wieder am Morgen, auf dem Weg zum Gebäude, wo<br />

sich das Amt befindet; dran geht er wieder den Weg zurück, die<br />

Aktentasche unter dem Arm, wie in den langen vierzig Jahren bis zu<br />

dem Tag, an dem er verabschiedet wurde.<br />

Wieder erklingt, vom Chor der 'Nymphen' gesungen, der Vers der<br />

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