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Numismatische Zeitschrift - Medievalcoinage.com

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148 Dr. Alexander Ritter v. Pawlowski: Zwei Vorträge<br />

sie verlegten sich daher zumeist auf die Präge kleiner, geringhaltiger<br />

Scheidemünzen. Da die benachbarten grösseren Staaten, von<br />

denen sie umschlossen wurden, den Curs derselben verboten, so<br />

verfielen sie auf das Auskunftsmittel, die bekannten Typen anderer<br />

grösserer Staaten täuschend nachzuahmen und die Legenden derart<br />

zu modificiren, dass die Abweichung vom Originaltypus nur bei<br />

sorgfältiger Prüfung zutage trat. Daher ist auch das erste Wort<br />

im Avers und Revers zumeist der nachgeahmten Münze entnommen.<br />

Sie rechneten eben auf die damals noch sehr verbreitete Unkenntniss<br />

des Lesens, wodurch die Täuschung wesentlich erleichtert<br />

wurde. Hiebei vergassen sie jedoch nicht, einige Buchstaben beizufügen,<br />

welche entweder den Prägeherrn oder die Prägestätte<br />

anzeigten, um sich von der Anklage der Falschmünzerei schützen<br />

zu können.<br />

4. Das b j e c t d i e s e r Na c h a h m u u g e n waren die Münzen<br />

solcher grösserer Staaten, deren Typus schon seit Jahrhunderten<br />

constant und daher im Verkehre wohl bekannt war. Von italienischen<br />

Münzsorten wurden daher jene von \'enedig, Genua, Lucca,<br />

Mailand, Savoyen, Piemont und Mantua, besonders aber jene der<br />

Päpste nachgeahmt. Von französischen Münzen waren jene<br />

Heinrich KL und l\., Ludwig XIIL, sowie die Feudalmünzen der<br />

damals noch zu Deutschland gehörigen östlichen Provinzen und<br />

Städte : Lothringen, Besannen, Strassburg u. s. w. Gegenstand der<br />

Nachahmung. Dasselbe Loos hatten von den Schweizer Münzen<br />

jene der südlichen an Frankreich und Italien angrenzenden Cantone.<br />

Von niederländischen Münzen wurden nur die im Handelsverkehre<br />

beliebtesten, und zwar zumeist grösseren Sorten als<br />

Vorbilder benützt. Auf die Nachahmung deutscher Scheidemünzen<br />

verlegten sich die italienischen und französischen Münzherren nur<br />

selten, da in Deutschland, wo eigene Organe das Münzwesen beaufsichtigten,<br />

die Controle zu genau war. Dagegen bildete sich in der<br />

ersten Hälfte des XVÜ. Jahrhunderts, in der sogenannten Kipperzeit,<br />

im Inneren Deutschlands ein ähnliches Fälschungssystem heraus,<br />

dem ich später einen besonderen Vortrag zu widmen gedenke.<br />

Als endlich diese Münzfälschungen<br />

durch die vereinten Bemühungen<br />

der grösseren italienischen Staaten und des kaiserlichen<br />

Fiscus eingestellt wurden, warfen sich die Fälscher auf ein

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